Eine(r) wird gewinnen

von Redaktion

Morgen entscheidet der Rundfunkrat des BR über die Nachfolge von Intendant Ulrich Wilhelm

VON ROLAND FREUND, CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER UND RUDOLF OGIERMANN

So spannend war selten eine Intendantenwahl beim Bayerischen Rundfunk (BR). Wie berichtet gibt es gleich drei Bewerberinnen und Bewerber um die Nachfolge von Ulrich Wilhelm, der Ende Januar nach zehn Jahren sein Amt abgibt. Mit Katja Wildermuth, Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), kandidiert erstmals eine Frau für den Chefposten, sie tritt gegen BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel an, auf der Vorschlagsliste steht ferner Christian Vogg, in leitender Position beim Schweizerischen Rundfunk (SRF) tätig.

Die besten Chancen werden Wildermuth eingeräumt, nachdem schon früh auch von einem einflussreichen Frauennetzwerk aus dem Sender heraus gefordert wurde, es sei nun auch beim BR Zeit für eine Intendantin. Die 55-jährige promovierte Historikerin studierte und lehrte an der LMU in München, bevor sie beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk Karriere machte. Von der Autorin stieg sie schnell zur Managerin auf. Nach einem Intermezzo als Kulturchefin des Norddeutschen Rundfunks (NDR) kehrte sie als eine von zwei Programmdirektorinnen zum MDR zurück. Beim strategischen Umbau des Standorts Halle, so ist zu hören, habe sie bewiesen, dass sie Kosten und Effizienz im Blick habe.

Zahlen sind auch die Domäne von Albrecht Frenzel, Kandidat des Hauses, in dessen Dienste er allerdings erst 2015 als Verwaltungsdirektor trat. Der 54-jährige gebürtige Gießener kommt ursprünglich aus dem Printjournalismus, schulte dann auf Verwaltungswissenschaftler um und arbeitete in verschiedenen Funktionen beim damaligen Südwestfunk (SWF), dem Südwestrundfunk (SWR) und Arte, bevor er seit 2006 beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) war, zuletzt ebenfalls als Verwaltungsdirektor. Frenzel, so vermuten viele, sei Wilhelms Wunschnachfolger. Auch im Haus genieße er große Sympathie, was, so formuliert es eine Insiderin, ungewöhnlich sei für einen Mann, „der den Rotstift schwingen muss“.

Eher Außenseiter ist der gebürtige Augsburger Christian Vogg (55), dessen Vita unter anderem der Posten des Radio- und Musikchefs der Europäischen Rundfunkunion (EBU) schmückt. Vogg ist ausgewiesener Digitalexperte, unter anderem baute er für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) mit der Mediathek das erste Audio- und Videoportal eines öffentlich-rechtlichen Senders auf.

Dass zwei Männer gegen Wildermuth antreten, werten Beobachter als Vorteil für die Bewerberin, jede Stimme für Vogg wäre dann eine weniger für Frenzel. In den Augen von Grünen-Gremiumsmitglied Susanne Kurz, die sich früh für eine Intendantin ausgesprochen hatte, ist die MDR-Frau die Richtige für die Wilhelm-Nachfolge, „eine Führungspersönlichkeit, die durch Inhalte und Expertise besticht“. Zustimmung hierfür – ausnahmsweise – auch von der Mehrheit der CSU im Rundfunkrat. Die konservativen Räte, sechs davon aus dem Landtag, hätten sich in einer internen Runde auf die Wahl Wildermuths verständigt, ist aus Kreisen des Rundfunkrats zu hören. Man entscheide sich bewusst für eine Frau an der Senderspitze, auch wenn es durchaus Sympathien für Frenzel und eine Einzelmeinung für den emsig telefonierenden Vogg gegeben habe.

Der ein oder andere Abweichler ist allerdings möglich. Es gibt keinen Fraktionszwang im Gremium. Der deutlich größere, parteiungebundene Zirkel („Kaktus-Gruppe“) hatte sich zuvor schon mit breiter Mehrheit für Wildermuth ausgesprochen und steht nach wie vor dazu. Von ihr erwarte man einen völligen Wechsel im Führungsstil, heißt es. Dieser Wunsch ist auch aus dem Funkhaus zu hören. Man sei sehr gespannt, ob Wildermuth – sollte sie gewählt werden – nicht nur nach außen wirkt, „sondern auch innerhalb des Hauses durchgreift“.

Für die Grüne Susanne Kurz ist die Wahl zwischen Wildermuth und Frenzel kein Entweder-Oder. Letzterer sei ein „hervorragender Mann“, der mit einer programmlich starken Intendantin gut zusammenarbeiten würde. Er sei nach der Wahl ja nicht weg, sondern bliebe dem BR mit seiner Expertise erhalten.

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