„Frauen haben unglaublich viel Kraft“

von Redaktion

INTERVIEW Anna Loos über „Helen Dorn“, Frauen in Männerberufen und ihren 50. Geburtstag

Sie hat sich einen guten Ruf erspielt – Anna Loos als eigenwillige Ermittlerin in der ZDF-Krimireihe „Helen Dorn“. In der neuen Folge „Kleine Freiheit“, zu sehen an diesem Samstag um 20.15 Uhr, wird die Kommissarin mit einem „Cold Case“ konfrontiert. Eine neue Spur im Fall eines 14 Jahre zuvor verschwundenen Buben führt sie nach Hamburg – mit dem neuen Film wechseln die 2014 gestarteten Krimis von Nordrhein-Westfalen an die Waterkant.

Mit der neuen Folge von „Helen Dorn“ wechselt die Krimireihe nach Hamburg. Finden Sie das gut?

Für mich ist Hamburg ein bisschen wie eine zweite Heimat, ich habe 13 Jahre in der Stadt gelebt. Was die Reihe angeht, finde ich es toll, dass wir in einer Stadt drehen, die wir in all ihren Facetten erzählen dürfen. Vorher war die Reihe in Nordrhein-Westfalen verortet, wir haben dort an vielen Orten gedreht, hatten aber keine richtige Heimat.

Kommissarin Helen Dorn ist eine eher herbe Figur. Was mögen Sie an ihr?

Mir gefallen ihre Sperrigkeit und ihre geringe soziale Kompetenz. Normalerweise lernt man ja schon als Kind, sich auf andere Situationen, andere Menschen einzustellen. Und das kann Helen Dorn nicht wirklich gut. Das finde ich gut, denn dadurch ist es nie langweilig, sondern ich kann immer herausarbeiten: Warum ist sie so?

Wie viel Anna Loos steckt in Helen Dorn?

Ich bin ja in der DDR aufgewachsen und kannte niemanden, dessen Mutter nicht gearbeitet hat. Das gab es in der DDR selten, dass die Väter alleine Geld verdient haben. Meine Mutter hat gutes Geld verdient, sie ist jeden Tag arbeiten gegangen. Für mich ist es selbstverständlich, dass eine Frau sagt, wenn ihr etwas nicht passt. Das habe ich mit der Muttermilch aufgesogen.

Und diesen Typus bringen Sie auch gerne in Ihre Rollen ein?

Eine Frauenfigur wie die Dorn gehört in die heutige Zeit. Eine Kommissarin ist ja eine Frau in einem klassischen Männerberuf. Ich habe eine Kinderfrau, deren Tochter Polizistin ist. Es ist ein Beruf, wo man als Mutter schon mal Angst hat um sein Kind, weil es in Situationen kommt, die gefährlich sein können. Aber Frauen trauen sich heute viel mehr zu. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es eine Mehrbelastung ist, wenn man Kinder hat und arbeitet, aber Frauen haben unglaublich viel Kraft und können viel stemmen.

Ein paar Wochen nach Ausstrahlung der neuen Folge werden Sie 50 Jahre alt. Schon Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen?

Es ist schon eine besondere Zahl, und ich freue mich irgendwie drauf. Vielleicht ist die 50 für mich das Zeichen, dass ich doch einen Tag Yoga pro Woche mehr einplanen muss, um mich fit zu halten. (Lacht.) Aber – alles cool. Ich habe tolle 50 Jahre hinter mir und bin glücklich, wie mein Leben bisher verlaufen ist. Und ich bin wahnsinnig stolz auf die nächste Generation. Es ist alles gut, wie es ist.

Wie sind Sie bislang durch die Corona-Krise gekommen?

Teils, teils. Die Dreharbeiten sind zwar inzwischen zum Glück weitergegangen. Aber mein Mann und ich machen ja beide auch Musik, und als Musiker kommen wir wie viele andere nicht so gut mit der Pandemie klar. Konzerte für dieses Jahr sind alle abgesagt.

In der Folge „Kleine Freiheit“ singen Sie ja auch. Ist das ein Song aus Ihrer Feder?

Das Lied ist nicht von mir, und ich kannte es vorher gar nicht. Das Ganze war die Idee des Drehbuchautors, und zuerst dachte ich: Ach, die Dorn singt, alles klar. Aber dann habe ich den Song gegoogelt und mochte ihn, und irgendwann fand ich die Idee dann auch toll.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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