Das Coronavirus stürzt auch Deutschland in die vermutlich größte Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Gastronomie, Fluggesellschaften, Reiseveranstalter und nicht zuletzt die Kultur – ganze Branchen haben keine Umsätze mehr, es drohen Insolvenzen und steigende Arbeitslosigkeit. Der Staat versucht mit Milliarden Euro, das Schlimmste abzuwenden, doch die Angst vor einer neuen Weltwirtschaftskrise wächst. Es wäre nicht die erste in der deutschen Geschichte. Schon mehrmals geriet das Land in den Sog großer Depressionen. „Wir Deutschen und die großen Crashs“ lautet der Titel einer Dokumentation, die an Krisenzeiten erinnert – und an die Wege, die aus ihnen hinausführten. Das ZDF zeigt den Film von Johanna Kaack, Ursula Nellessen, Steffi Schöbel, Stefan Brauburger und Peter Hartl heute um 20.15 Uhr.
Gerade noch Aufschwung und Euphorie, dann der Absturz – die großen Wirtschaftskrisen treffen die Menschen meist unvorbereitet. Auslöser waren früher Naturkatastrophen oder Kriege und ihre Folgen, manchmal aber auch Gier und Größenwahn. Ähnlich wie in der Corona-Pandemie des Jahres 2020 spielte in den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts die Natur eine Rolle. Missernten führten zu einer Notlage, die viele Opfer forderte – mit weitreichenden Auswirkungen. Armut und Hunger waren – neben der Unzufriedenheit mit dem politischen System – ursächlich für die Revolution von 1848 und die Auswanderung vieler Deutscher nach Amerika.
Im Jahr 1923 sind es die Folgen des Ersten Weltkrieges, Besatzung und Reparationen, die im Deutschen Reich für eine Hyperinflation sorgen. Immer schneller dreht sich das Karussell aus Preis- und Lohnerhöhungen, am Ende kostet ein Laib Brot Milliarden Reichsmark. Eine Währungsreform führt schließlich aus der Sackgasse. Doch nur sechs Jahre später, am Ende der „Goldenen Zwanzigerjahre“ taumelt Deutschland in die nächste Krise. Der historische Börsencrash an der Wall Street am „Schwarzen Freitag“ im Jahr 1929, der die Wirtschaft weltweit in einen reißenden Strudel zieht, wirkt sich in Deutschland besonders verheerend aus. Extremistische Parteien erstarken, die Weimarer Republik gerät ins Wanken, die Nazis kommen an die Macht, errichten eine Diktatur und überziehen ganz Europa mit einem Krieg.
Die sogenannte Ölkrise von 1973/74 markiert den ersten gravierenden Wirtschaftseinbruch in der bundesdeutschen Geschichte. Rasant steigende Rohölpreise beenden den legendären Nachkriegsboom, das sogenannte Wirtschaftswunder. Konjunkturspritzen kurbeln die Wirtschaft zwar kurzfristig an, doch bleiben Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit künftig Dauerthema.
Im Jahr 2008 geht der „Knall“ wie 1929 erneut von der Wall Street aus. Die Immobilienblase platzt, und zahllose faule Kredite werden, als „Wertpapiere“ gebündelt, im Portfolio internationaler Geldhäuser zum Sprengstoff für das Finanzsystem. Auf die folgenreiche Pleite der Lehman Brothers in den USA folgt die Bankenrettung – auch in Deutschland und Europa. Die Staaten und ihre Bürger zahlen einen hohen Preis für das Aufspannen diverser Rettungs- schirme. Welche Schritte führten erfolgreich aus den großen „Depressionen“, welche scheiterten? Welche Erfahrungen sind auf die heutigen Entwicklungen anwendbar? Die Autorinnen und Autoren analysieren mit Unterstützung namhafter Expertinnen und Experten fünf große Wirtschaftskrisen unserer Geschichte – und was man daraus lernen kann. DIETER PAUL ADLER