Eine Liebe, die niemals stirbt

von Redaktion

Der ARD-Science-Fiction „Exit“ entwirft ein Zukunftsszenario, in dem Computer Menschen ewig leben lassen

VON KATJA KRAFT

Natürlich reizt der Gedanke. Jeder Mensch, der sich schon einmal für immer von einer geliebten Person verabschieden musste, weiß, wie sehr das schmerzt. Was also wäre, wenn der Vater, die Ehefrau, das eigene Kind zwar sterben würden, man aber weiter mit ihnen kommunizieren könnte? Diese Frage haben sich Regisseur Sebastian Marka und Autor Erol Yesilkaya gestellt und mit dem Science-Fiction-Drama „Exit“, das die ARD heute um 20.15 Uhr zeigt, eine mögliche Antwort gefunden.

Eine, die nachhaltig beeindruckt. Wer „Exit“ anschaut, wird danach für einige Momente zweifeln, ob die Menschen, die einen umgeben, real sind. So gelungen ist das Spiel mit Schein und Wirklichkeit, das da 90 Minuten lang mit den Zuschauern gespielt wird. Im Mittelpunkt: Linus (Friedrich Mücke), der Erfinder von „Infinitalk“. Eine Software, die einen Menschen komplett digital simulieren kann: Aussehen, Stimme, Sprache, Humor. Längst Verstorbene werden am Bildschirm wieder lebendig. Ein schreckliches oder ein schönes Szenario? „Schrecklich!“, findet Mücke. Sollten wir zulassen, dass wir uns technisch in die im Film geschilderte Richtung entwickeln? Der 39-Jährige schüttelt mit dem Kopf. „Nein. Aber ich habe keine große Hoffnung, dass sich diese Entwicklung noch stoppen lässt. Gerade in Bezug auf die Privatsphäre. Ich halte es für wichtig, dass wir darüber reflektieren, welche Gedanken wir preisgeben. Dass wir die Wahl haben, ob wir sie teilen möchten. Dass wir uns nicht komplett nackig machen“, sagt er im Interview mit unserer Zeitung. Mücke ist selbst Vater von drei Kindern – und sorgt sich, wie deren Zukunft aussehen könnte. „Was sag’ ich denen? In welchen Positionen sollen die in 50 Jahren arbeiten, in welcher Art von Gesellschaft? Da vertrete ich schon alte Werte. Ich muss an die erinnern“, betont er. Daran, dass es wichtig sei, das Gegenüber wahrzunehmen, zu kennen und ihm richtig zuzuhören. Zutiefst menschliche Verhaltensweisen.

„Exit“ ist der Auftakt zu einer Reihe von Filmen in der ARD, die sich mit der Zukunft beschäftigen. Müssen das denn immer Dystopien sein? Könnte es nicht auch besser werden? Mücke nickt. Weil er selbst ja gar nicht so negativ denken möchte. Auch er hofft, dass die Menschheit durch den technischen Fortschritt tatsächlich einen Fortschritt erlebt. Deshalb sieht er auch in dem dystopisch anmutenden TV-Drama manches, was Hoffnung macht. „Die Utopie in dem Film besteht darin, dass gezeigt wird, wie genial der Mensch sein kann. Dieses Potenzial positiv zu nutzen, diese Botschaft hat der Film auch.“ Und doch bleibt die Frage, wie erstrebenswert die Idee ist, mit digitalen Kopien von Menschen auch über deren Tod hinaus zu kommunizieren. Gehört zum Lieben nicht Loslassen? Mücke: „Da sind wir wieder bei dem Punkt, dass wir diese – ich nenne sie immer – alten Werte hochhalten müssen. Das heißt auch, den anderen Gehenlassen, selbst in der Liebe. Die Definition von Liebe ändert sich gerade glaube ich stark. Was ist ein Traum? Was ist Liebe? Leben und Tod. Wir haben echt die großen Themen hier. Darin liegt die Kraft dieses Films.“

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