Was wir fast vergessen hätten: Dieses vermaledeite Jahr begann mit dem Tod von Nadeshda Krusenstern. Richtig, am Neujahrstag 2020 war es, als die äußerlich so zarte, aber in Wahrheit ungemein taffe TV-Kommissarin in den Armen ihres Kollegen Thiel (Axel Prahl) verstarb. Hätte man ja gleich ahnen können, dass 2020 nichts mehr werden konnte.
Ein nicht besonders überzeugendes Ende war das eines nicht besonders überzeugenden gemeinsamen Falls von Dortmunder und Münsteraner Ermittlern. Und damit kein Abgang, der der Bedeutung, die Krusenstern in Münster hatte, angemessen wäre. Nun also: zweite Chance. Am Sonntag bekommt Friederike Kempter, die seit 17 Jahren mit Thiel und Boerne (Jan Josef Liefers) in Westfalen ermittelt, die emotionale Abschiedsszene, die sie verdient. Wir könnten an dieser Stelle verraten, auf welche Weise Nadeshda im „Tatort: Limbus“ noch einmal zu sehen sein wird. Nichts da. Nur so viel: Wer kein Fan der Münsteraner ist, der wird sich mit diesem Film besonders schwertun. Denn der spielt, im wahren Sinne des Wortes, in der Vorhölle.
Ein ungewöhnliches Setting, ein ungewöhnlicher letzter Krusenstern-Auftritt – aber ungemein rührend. Für Kempter selbst auch? Die heute 41-Jährige hat immerhin, seitdem sie 23 war, also fast ihr halbes Leben lang, im „Tatort“ mitgespielt. „Es war eine wunderschöne, lange und prägende Zeit“, bestätigt sie im Interview mit unserer Zeitung. Doch es sei einfach an der Reihe gewesen, Raum für etwas Neues zu schaffen. Kempter: „Am meisten werde ich meine Kollegen vermissen.“
Ihren Ausstieg aus der beliebtesten Krimi-Reihe der Deutschen durfte sie zwar nicht selbst mit dem fürs Drehbuch zuständigen Autor Magnus Vattrodt entwickeln, ist aber zufrieden mit dem Ergebnis. „Nach der Ermordung von Nadeshda zu Beginn dieses Jahres hatte ich schon den großen Wunsch nach einem Abschied im Münster-,Tatort‘“, betont sie. An ihrer Stelle ermittelt im neuen Fall Björn Meyer in der Rolle des Mirko Schrader an Kommissar Thiels Seite mit. Auf Anfrage beim WDR hieß es, dass er auch nach „Limbus“ in den kommenden Münsteraner Folgen dabei sein wird.
Und Friederike Kempter? Wie geht es für sie weiter? Die Mutter eines Kindes, das sie 2018 mit ihrem Lebensgefährten, Regisseur Jan-Ole Gerster („Lara“), bekommen hat, ist gut im Geschäft: „Ich habe gerade einen Kinofilm abgedreht, und von ,Endlich Witwer‘ drehen wir einen weiteren Teil.“ Wird sie sonntags denn wenigstens vorm Fernseher dabei sein, wenn Thiel und Boerne ermitteln? „Ja, ich werde bestimmt mal reinschauen, was die Jungs so ohne mich machen, auch wenn ich nicht der größte ,Tatort‘-Gucker bin.“ Na dann: Servus, Nadeshda.