Wahrheit und Lüge

von Redaktion

Der neue „Wilsberg“ über Cybermobbing überrascht mit einem besonderen Clou

VON FLORENTINE DAME UND RUDOLF OGIERMANN

Bilder können lügen. Diese schmerzhafte Erfahrung muss Wilsbergs bester Kumpel in der neuen Folge von „Wilsberg“ machen, die das ZDF an diesem Samstag um 20.15 Uhr zeigt. Eben noch hat Ekki (Oliver Korittke) mit dem Münsteraner Antiquar und Privatdetektiv (Leonard Lansink) auf dem Wochenmarkt geplaudert, schon wird der Finanzbeamte heftig von einem Mann attackiert, der sich durch den Fiskus in den Ruin getrieben sieht. Es kommt zur Rangelei – vor den gezückten Handys der Passanten. Ein Video, das den Eindruck erweckt, Ekki, der sich nur zur Wehr setzt, sei gewalttätig gegen die Schwachen der Gesellschaft, findet im Internet rasende Verbreitung.

Der Vorfall katapultiert Wilsberg hinein in einen Fall, in dem es sich – höchst aktuell – um Cybermobbing und Fake News dreht. Opfer werden dabei die Guten, das Böse dagegen lauert im Internet, wo ein Portal Verschwörungsmythen verbreitet und frei Erfundenes als vermeintliche Wahrheit verkauft. Nach der Lüge ist es die Eifersucht, die in diesem Krimiplot von Sönke Lars Neuwöhner und Nathalia Geb (Buch) und Hans Jörg Thurn (Regie) eine wichtige Rolle spielt. Im Visier der Lügenkampagnen des Portals ist nämlich auch die Ärztin Britta Lüders (Brigitte Zeh) – Medizinerin mit Helfersyndrom, die Obdachlose bei sich wohnen lässt und Junkies beim Ausstieg aus der Sucht helfen will. Einer ihrer ehemaligen Patienten hat sich nun offenbar gegen sie gewandt. Er hat im Netz eine Kampagne gegen die Ärztin losgetreten. Wilsberg lässt sich nicht lange bitten, der hübschen und sympathischen Ärztin zu helfen. Doch als er den Mann zur Rede stellen will, ist dieser tot.

Das Thema Internethetze hat zwar Potenzial, doch die „Wilsberg“-Macher bleiben an der Oberfläche und im Klischee. So ist es beispielsweise doch eher unwahrscheinlich, dass den handelnden Figuren bei jedem Fehltritt gleich eine Horde von Passanten auflauert, die mit dem Smartphone draufhalten und ihre Bilder sodann dem obskuren Portal „Beiderbeke News“ zur Verfügung stellen.

Dennoch bietet die Folge auf der Basis der Beschäftigung mit Fluch und Segen der Sozialen Netzwerke einen hohen Unterhaltungswert. Wie gewohnt macht sich vor allem Polizist Overbeck (Roland Jankowsky) zum Narren – dieses Mal vor dem gesamten World Wide Web. In einer Mischung ausenttäuschtem Cop und Wutbürger gibt er den Influencer „Ovinator“ und lässt sich von Likes und Klicks berauschen. Für seine Figur hat sich der Mainzer Sender diesmal etwas ganz Besonderes ausgedacht – eine Art „Crossover“ zwischen fiktionalem Film und realer Unterhaltung. Oliver Welke lädt den Ermittler in seine „heute show“ – mit einem durchaus wahrhaftigen Auftritt. „Als gebürtiger Bielefelder was es mir natürlich eine große Ehre, bei ,Wilsberg‘ dabei zu sein“, lacht der 54-jährige Moderator: „Für meinen ersten Auftritt in einer Krimiserie bin ich schauspielerisch absolut ans Limit gegangen und rechne jetzt fest mit weiteren Rollenangeboten.“

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