Zwei Doppelmorde in einem einsamen Waldstück in Niedersachsen und eine Polizei, die alle Hände voll damit zu tun hat, zu hoffen, dass kein Serientäter dahintersteckt. Wer mag sich da noch um das spurlose Verschwinden einer Unternehmerehefrau kümmern, die nach ihrer Trennung zudem noch psychisch labil war? Die ARD erzählt eine schier unglaubliche, aber wahre Geschichte. Der Dreiteiler „Das Geheimnis des Totenwaldes“, dessen erster Teil heute ab 20.15 Uhr im Ersten läuft, ist mehr als nur inspiriert vom familiären Schicksal des Hamburger LKA-Beamten Wolfgang Sielaff.
Der Kriminalist, der erst nach seiner Pensionierung den Mord an seiner Schwester aufklären konnte, hat durchlebt und durchlitten, was der ARD-Krimi filmisch aufarbeitet. Herausgekommen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein echtes Fernsehereignis. Auch wenn die Realität die erschütternde Geschichte geschrieben hat, Drehbuchautor Stefan Kolditz verdichtet sie zu einem packenden Epos, das keine Längen zeigt. „Die meisten Krimis beschäftigen sich nur mit den Tätern und den Ermittlern. In diesem Fall ist es anders, weil es um die Opfer geht“, erklärt Matthias Brandt, der in der Rolle des LKA-Chefs Thomas Bethge eine überzeugende Vorstellung gibt.
Seine Geschichte und die seiner vermissten Schwester (großartig gespielt von Silke Bodenbender) erstreckt sich über 30 Jahre. Von Anfang an ist Bethge davon überzeugt, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Dennoch kann er nicht in die nachlässig geführten Ermittlungen der Beamten in Niedersachsen eingreifen. Polizeiarbeit ist Ländersache, Bethge ist nicht zuständig. Im Konflikt mit seiner zerrissenen Familie – die Mutter droht am Verlust der Tochter zu zerbrechen und versucht zweimal sich umzubringen, der Schwager (Nicholas Ofczarek) wird als Mörder verdächtigt – und den vielen Versäumnissen der Kollegen, beschließt Bethge nach seiner Pensionierung, selbst zu ermitteln. Mit einem kleinen Team inklusive der erfrischend aufspielenden Karoline Schuch als junger Kollegin Anne Bach weist er schließlich einem lange verdächtigten Serienmörder den Mord an seiner Schwester nach.
Regisseur Sven Bohse versammelt ein großartiges Schauspielerensemble, um „Das Geheimnis des Totenwaldes“ zu erzählen. Ihm gelingt, woran viele Fernsehkrimis scheitern – Menschen zu zeigen, die Neugier und Mitgefühl wecken. Die Empathie für den hartnäckigen Hamburger Ermittler, bei dem trotz hanseatischer Zurückhaltung die tiefe Liebe zur Familie durchscheint, trägt einen als Zuschauer durch alle drei Teile. Die realen Ereignisse im Sommer des Jahres 1989 finden sich in der liebevollen Ausstattung der Filme wieder.
Das Erste zeigt die weiteren Folgen von „Das Geheimnis des Totenwaldes“ am Samstag und am kommenden Mittwoch, jeweils um 20.15 Uhr. Wer sich nicht gedulden mag, kann sich die Produktion bereits jetzt in voller Länge in der Mediathek anschauen. Sehenswert ist auch die dreiteilige Dokumentation „Eiskalte Spur“, die ebenfalls verfügbar ist.