Drei Jahre liegt sein Einstand im ZDF zurück: Als ebenso ruppiger wie sensibler Ermittler konnte Schauspiel-Urgestein Roeland Wiesnekker 2017 auf Anhieb überzeugen. Mit „Der Kommissar und die Wut“ setzt das Zweite die vielversprechende Krimireihe heute fort und platziert ein hochaktuelles Thema zur besten Sendezeit.
Es geht um Raser, die sich im Adrenalinrausch verbotene Großstadtrennen liefern. Ein tödlicher Spaß, der das Leben des Weinhändlers Oliver Froeling (im Schmerz überzeugend: Lucas Gregorowicz) aus den Angeln hebt. Es ist seine Frau, die einem illegalen Autorennen auf den Straßen von Berlin zum Opfer fällt. Ihr allgegenwärtiger Verlust und das Dröhnen der PS-Schleudern setzen in Froeling eine Wut frei, die sich in einer spontanen Entführung Bahn bricht.
Kein leichter Fall für Kommissar Brühl (Roeland Wiesnekker) und die Polizeipsychologin Susanne Koch (Meike Droste), die zugleich seine Lebensgefährtin ist. Das Entführungsopfer ist der 19-jährige Spross eines großspurigen Sportwagenverkäufers (Benno Fürmann), der die Lösegeldforderung für seinen Sohn nicht recht ernst nimmt und mit seiner rüden Art ein rabenschwarzes Kapitel aus der Familiengeschichte zu kaschieren versucht. Seinen Sohn hält er für einen verweichlichten Versager, und so drängt sich schon bald die Frage auf, wer hier Täter und wer Opfer ist.
Der „Tatort“-erprobte Autor Christoph Darnstädt hat sich von realen Autoraser-Fällen inspirieren lassen und strickt eine ebenso kluge wie komplexe Geschichte. Lärmende Luxusschlitten, die zu tödlichen Waffen werden und damit große Schuld und tiefen Schmerz verbreiten – „Der Kommissar und die Wut“ überzeugt als gesellschaftskritisches Stück, in dem es nur Verlierer gibt.