Die ARD-Mediathek hat im Oktober ihren stärksten Monat seit Bestehen gefeiert. Fast jeder zweite Deutsche nutzt „mindestens selten“ Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime. Und satte 65 Prozent schauen sich einer Studie zufolge Videoangebote der Fernsehsender an. Kein Wunder, dass auch die Mediengruppe RTL jetzt aufs Gaspedal drückt und auf ihrem Streamingdienst TV Now eine „Fiction-Offensive“ startet, also eine ganze Reihe neuer Eigenproduktionen präsentiert (siehe auch Kasten). Den Auftakt macht heute die vierteilige Miniserie „Unter Freunden stirbt man nicht“ – und die ist furios gut!
Adele Neuhauser, Iris Berben, Heiner Lauterbach und Michael Wittenborn spielen die Hauptrollen. Vier Menschen zwischen 60 und 70, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch seit Jahrzehnten befreundet sind. Als der Fünfte im Bunde, Hermann (selten war eine Leiche so gut besetzt: Walter Sittler), völlig überraschend stirbt, schmieden die Hinterbliebenen einen kühnen Plan. Sie wollen Hermanns Tod fünf Tage lang geheim halten. Denn in fünf Tagen soll offiziell bekannt gegeben werden, was die Freunde schon wissen: Hermann bekommt den Wirtschaftsnobelpreis. Weil aber Tote keine Preise (und kein Preisgeld! Und keine Anerkennung!) bekommen, verstecken die vier die Leiche. Was als letzter großer Dienst an einem Freund beginnt, gerät außer Kontrolle und stellt die Freundschaft auf eine echte Probe.
Mit einer großen Prise schwarzem Humor, wunderbaren Dialogen und hohem Tempo erzählen die vier Folgen auf so höchst unterhaltsame Weise von Freundschaft, Liebe, Leid und Leidenschaft, dass einem das Herz aufgeht (Buch: Claudius Pläging, Regie: Felix Stienz). Und die Darsteller! Adele Neuhauser spielt Annette, Buchhändlerin und Lebensgefährtin des Toten, die zwischen Trauer und Verzweiflung nicht weiß, wohin mit sich, zum Niederknien gut. Iris Berben ist als Hippie mit bunten Fingernägeln und tiefem Dekolleté eine Schau. Heiner Lauterbach zeigt als Millionär gewordener Lebensphilosoph einmal mehr, was er kann. Und Michael Wittenborn gibt dem von Selbstzweifeln geplagten Friedrich die Würde, die es braucht, um so eine Figur nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Klasse!
Wenn es so weitergeht mit der „Fiction-Offensive“ von TV Now – nur zu!