Er wuchs – ebenso wie einst Ludwig van Beethoven – in Bonn auf und fühlte sich „schon immer“ von dessen Musik angezogen. Da war es buchstäblich naheliegend, dass Regisseur Niki Stein die Aufgabe übernahm, eine Filmbiografie des großen Komponisten (1770–1827) zu drehen, dessen Geburtstag sich heuer zum 250. Mal jährt.
In „Louis van Beethoven“ ist Beethoven ein Sturkopf, ein Revolutionär, ein Liebender, der an Standesgrenzen stößt. Was war er für Sie?
Im Grunde eine Mischung aus allem, natürlich ist für den Jungen prägend die Auflehnung gegen scheinbar unüberwindbare Standesgrenzen. Das äußert sich ja auch in der Begegnung mit Mozart, über die sich Beethoven interessanterweise nie geäußert hat. Vielleicht stand Mozart aus Beethovens Sicht noch viel zu sehr unter der Knute seiner adeligen Geldgeber und hat zu wenig Selbstbewusstsein als Künstler gezeigt.
Ihm selbst mangelte es daran ja nicht…
Ja, ich glaube, sogar eine gewisse Borniertheit war ihm eigen, durchaus auch ein Standesbewusstsein als großer Komponist, weswegen er sich immer zu adeligen Frauen hingezogen gefühlt hat. Stellvertretend dafür steht seine Jugendliebe Eleonore von Breuning. Stein: An dieser Beziehung zeigt sich exemplarisch, dass der Stand noch weit über die Französische Revolution hinaus eine entscheidende Rolle spielte. Dass ein Bürgerlicher, und dann noch ein Musikus, ein adeliges Fräulein heiratete, war unmöglich.
Sie erzählen Beethovens Leben nicht chronologisch, sondern springen immer wieder vom alten zum jungen und zurück. Warum?
Wenn ich die Geschichte des jungen Beethoven erzähle, worum es mir ja ging, dann habe ich das Problem, dass ich damit das spätere Genie nicht abbilden kann. Also musste eine Rahmenhandlung her, und da bot sich der Aufenthalt im Herbst 1826 bei seinem Bruder in Gneixendorf bei Krems an. In dieser Zeit ist Beethoven in einer Krise und reflektiert sein Leben. Für mich ein schönes Vehikel, ihn in allen Facetten zu zeigen.
Sie haben Wert darauf gelegt, dass die Beethoven-Darsteller selbst Klavier spielen können…
Ja, auch Colin Pütz, der das Kind verkörpert, spielt selbst und live. Das ist ein, wenn Sie so wollen, Klavierwunderkind, und nach genau so jemandem haben wir gesucht. Auch Tobias Moretti spielt selbst. Nur Anselm Bresgott haben wir gedoubelt.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.