Nackt bis auf die Unterhose, die Beine ausgestreckt, ein Handtuch über dem Kopf. Die Zuschauer sehen einen völlig erschöpften Campino nach einem Auftritt im Sommer des Jahres 2018. Wenige Minuten zuvor war er vor zehntausenden Menschen im ausverkauften Stadion aufgetreten, nassgeschwitzte Körper dicht an dicht. Es wirkt wie aus einer anderen Epoche, was – zwei Jahre vor Corona – in deutschen Stadien passierte.
Die Toten Hosen waren damals auf einer Konzertreise, die sie „Laune der Natour“ nannten, und ließen sich dabei auf und hinter der Bühne von Filmteams beobachten. Sie öffneten Umkleide-, Probe-, Besprechungsräume und den Tourbus für Kameras und Mikrofone. Das Ergebnis ist an diesem Freitag um 21.55 Uhr auf Arte zu sehen. Der Film trägt den Titel „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“.
Dokumentarfilmerin Cordula Kablitz-Post und ihr Team fingen Schulterklopfrituale vor dem Auftritt ein und die launischen Ansagen von Chef Campino: „Heute muss es mal klappen!“ Das illegale nächtliche Treiben der Band im Dresdner Freibad. Die Unterbrechung der Tour wegen Campinos Hörsturz während des Bühnenaufbaus in Berlin. Das Warten auf den chronisch unpünktlichen Bandleader. Nostalgie im legendären Kreuzberger Club „SO 36“. Pure Liebe der Fans in Argentinien, wo sich die treuesten Anhänger der Düsseldorfer Band deren Liedzeilen tätowiert haben. Stagediving in einem Club in Buenos Aires. Heimspiel in Düsseldorf mit Warmsingen Tausender Fans in der Altstadt. Mehrere 100 Stunden Filmmaterial wurden so verdichtet auf 107 Minuten.
Stimmen von Musikerkollegen und langjährigen Weggefährten und ein Wiedersehen mit dem „wahren Heino“ Norbert Hähnel runden den Film ab. Die Zuschauer gehen als stille Beobachter mit auf Tournee – „Hasta la muerte“ – bis zum Ende. Regisseurin Kablitz-Post gelingt es, das Phänomen Tote Hosen einzufangen – und die Energie, die die Band – von wegen „tote Hose“ – live immer noch ausstrahlt.