Zu wenig Herzschlag

von Redaktion

TATORT-KRITIK Der jüngste Fall aus Dresden: Starkes Thema verschenkt

VON KATJA KRAFT

„Ihr habt ihr doch geholfen, ihr seid ja Helfer“, sagt Emily (Maxi Nike Hutzel) zu ihrer Mama Greta Blaschke (Luise Aschenbrenner). Greta Blaschke ist Sanitäterin – für Emily heißt das: Die Mama ist eine Retterin. Doch leider ist die Erwachsenenwelt nicht immer so einfach wie sie aus Kinderaugen betrachtet zu sein scheint. Auch Sanitäter machen Fehler. Oder können in manchen Situationen einen Patienten trotz aller Bemühungen nicht mehr retten. Was das mit ihnen und den Angehörigen macht, davon wollte der neue „Tatort: Rettung so nah“ aus Dresden gestern Abend erzählen.

Drehbuchautor Christoph Busche hat sich ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema vorgenommen. Die Rettungsstation, zu der die Ermittlerinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leo Winkler (Cornelia Gröschel) gerufen werden, ist bevölkert von zunehmend frustrierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn die Angriffe aus der Bevölkerung auf sie während der Einsätze werden immer heftiger. Dass nun Tarik Wasir (Zejhun Demirov) im Rettungsfahrzeug von Unbekannten erstickt wurde, ist der traurige Höhepunkt von heftiger Gewalt gegen Notdienstmitarbeiter.

Die ist keine Erfindung aus dem Drehbuch. Statistiken beweisen den Anstieg von Attacken auf medizinische Helfer in den vergangenen Jahren. Das Thema berührt gerade in Zeiten von Corona, in denen auch dem Letzten klar geworden sein sollte, wie hart Menschen im Gesundheitsdienst für unser aller Wohl schuften. Doch leider bleibt im neuen Fall das alte Problem der Dresdner Ermittler: Karin Gorniak und Leo Winkler dürfen unter der Regie von Isabel Braak nur am Ende einmal gelöst lachen – und müssen ansonsten 90 Minuten lang mit genervter (Gorniak) oder Trauerkloß-Miene (Winkler) herumlaufen. Auch hinter dem Spiel der emotional anscheinend gar nicht berührten schwangeren Witwe des Verstorbenen und dem der Frau des Verdächtigen spürt man keinen Herzschlag. Besonders ärgerlich ist aber die Darstellung der Sanitäter, die sich gegenseitig anfeinden – und nebenher mit Medikamenten dealen. Was für ein Bild soll da vermittelt werden?

Einzig Luise Aschenbrenner überzeugt als traumatisierte Sanitäterin, die einen misslungenen Einsatz nicht verarbeiten kann. Ansonsten: reizvolles Thema – verschenkt.

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