„Bedürfnis nach Freiheit“

von Redaktion

INTERVIEW Tommy Schwimmer über seinen Abschied von der BR-Serie „Dahoam is Dahoam“

Seit 13 Jahren, also von Beginn an, spielt Tommy Schwimmer den Florian Brunner in „Dahoam is Dahoam“, Sohn von Max (Michael A. Grimm) und Vroni (Senta Auth) und selbst Papa der kleinen Vicky. Nun aber ist Schluss – Schwimmer steigt aus der BR-Serie aus. Heute läuft die letzte Folge mit ihm – sehr zum Leidwesen vieler Zuschauer, die den sympathischen Kerl beim Erwachsenwerden quasi begleitet haben. Warum sich die Entscheidung für den 32-jährigen Schauspieler trotzdem richtig anfühlt, erzählt der gebürtige Niederbayer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Sie haben die treue Fangemeinde von „Dahoam is Dahoam“ ganz schön in Schockstarre versetzt mit Ihrer Ankündigung, aus der Serie auszusteigen!

Ja, da ging es auf allen Kanälen ganz schön rund. Ich habe viele Nachrichten aufs Handy bekommen, die Leute haben bei Facebook und auf Instagram geschrieben und direkt an den BR… Das waren Hunderte! Die meisten sind tatsächlich traurig über meine Entscheidung, können sie aber auch verstehen.

Sie sind seit 13 Jahren fester Bestandteil der Serie und damit regelmäßiger Gast in vielen Wohnzimmern gewesen.

Ich kann das persönlich nachvollziehen, dass man sich mit einer Serie stark identifiziert. Ich kenne das auch von mir. „Gilmore Girls“ zum Beispiel schaue ich gerade zum dritten oder vierten Mal. Ich finde, unser Seriendorf Lansing und Stars Hollow (die fiktive Kleinstadt, in der die US-Serie spielt; Anm. d. Red.) kann man gut miteinander vergleichen.

Inwiefern?

Das sind beides Orte, an denen man gerne sein möchte. Da ist es einfach schön, die Menschen sind nett.

Dass Sie ausgerechnet jetzt im Corona-Jahr entschieden haben, die Serie zu verlassen, ist mutig. Die meisten Schauspieler sind froh, wenn sie Arbeit haben…

Ja, das stimmt. Aber ich habe die Entscheidung ehrlicherweise schon gefällt, als Corona noch gar kein Thema war. Wir haben uns nur etwas Zeit bis zum wirklichen Abschied gelassen. Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem Schluss ist – Corona hin oder her.

Die Pandemie hat Sie nicht an der Entscheidung zweifeln lassen?

Nein, ich habe einfach das Bedürfnis nach Freiheit gespürt. Ich habe Lust, etwas anderes zu machen. Wenn man so eine Rolle ernsthaft angeht, hat man 150, 160 Drehtage im Jahr. Das ist eigentlich unvorstellbar. Und wir Schauspieler einer täglichen Serie bezahlen diese schöne Arbeit schon auch mit einer gewissen Lebensenergie. Nach so vielen Jahren war bei mir viel Energie verbraucht, die muss ich jetzt wieder auftanken.

„Außerdem schlummerte die letzten 13 Jahre immer ein bisschen was vom Flori in mir, auch im Alltag, und das wird jetzt nach und nach verschwinden“, haben Sie in einem Interview mit dem BR gesagt. Was genau meinen Sie damit?

Na ja, man nimmt so eine Figur nach Drehschluss immer mit nach Hause. Die gibt man nicht an der Garderobe ab, sondern beschäftigt sich mit ihr auch am Abend oder am Wochenende. Ein bisschen Abstand kann da jetzt nicht schaden.

Haben Sie Respekt vor der Zeit, die jetzt kommt? Es ist ungewohnt für Sie, erst mal nichts zu machen.

Noch spüre ich keinen Respekt oder Angst. (Lacht.) Ich freu mich eher drauf und bin gerade mit einer schönen „Schreibarbeit“ beschäftigt.

Was heißt das genau?

Ich schreibe unter Pseudonym, deswegen mag ich gar nicht mehr dazu sagen. Alle anderen Ideen und Pläne sind noch nicht spruchreif.

Akzeptiert. Lassen Sie sich eigentlich ein Hintertürchen für die Rückkehr zu „Dahoam is Dahoam“ auf? Oder ist das ein Abschied für immer?

Ich falle jedenfalls nicht wie Joey aus „Friends“ in einen Aufzugschacht. (Lacht.) Es passiert auch kein Autounfall, und ich werde nicht vom Traktor überfahren. Es ist eher unspektakulär: Flori zieht zu seiner Tochter nach Köln. Er möchte sehen, wie sie aufwächst.

Wenn die Kleine groß ist, kann es für Sie ja zurück nach Lansing gehen?

Mein Ausstieg war wohlüberlegt, und deshalb habe ich erst mal nicht geplant, zurückzukommen. Außerdem hab ich das ja gar nicht alleine zu entscheiden. Aber ich bin mir sicher, dass der Flori ab und zu mal in Lansing vorbeischauen wird.

Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.

„Dahoam is Dahoam“

läuft montags bis donnerstags um 19.30 Uhr im BR.

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