Wenn die Maus geht, hört man es. Das Geräusch, das der orangefarbene Kinderstar beim Laufen macht, entsteht durch zwei Kokosnussschalen, die aneinandergeklopft werden. Eine ziemlich einfache Lösung für das große Problem, eine eigentlich stumme Maus zu vertonen. Sie ist so einleuchtend und universell, wie „Die Sendung mit der Maus“ selbst – das ist ihr Erfolgsgeheimnis. Seit einem halben Jahrhundert schon erklärt die Maus Kindern die Welt. Wie kommt der Saft in die Tüte? Warum hat der Käse Löcher? Wie werden Fischstäbchen produziert?
Die ersten „Lach- und Sachgeschichten“ feierten am 7. März 1971 Fernsehpremiere. An diesem Sonntag wird die Maus also 50. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) begeht das Jubiläum mit dem gebotenen Aufwand (siehe Anhang). „Wir versuchen, auch die schwierigsten Fragen mit Dingen zu erklären, die Kindern geläufig sind“, sagt Armin Maiwald, wenn man ihn fragt, was das Geheimnis der Maus ist. Der 81-Jährige ist einer der geistigen Väter der Sendung. Die Illustration selbst stammte von Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel.
Dass Maiwald in Kindersprache fällt, wenn es um das putzige Mäuschen geht, darf man nicht erwarten. Es handele sich um Journalismus, stellt er klar. „Die Analogien sind wichtig“, erklärt er. Kunststoffverarbeitung etwa habe man mal mit Spaghetti dargestellt. „Und natürlich die saubere Recherche. Wir haben einen journalistischen Anspruch. Auch wenn klar ist, dass Recherche allein noch keine Geschichte ist. Dann hat man nur die Fakten. Wir versuchen, daraus eine Geschichte zu bauen, indem wir uns mit den Zuschauern auf eine Reise begeben.“
Die Reise der Maus selbst begann durchaus ruckelig. Nicht nur, dass vorher die Frage aufkam, ob man nicht doch lieber auf ein Nilpferd als Titelheld setzen sollte, wie Maiwald kürzlich verriet – auch gab es einige Kritik an dem Format. Pädagogen war es zu schnell geschnitten, die Kirche fand den Sendeplatz am Sonntagvormittag nicht förderlich, weil Kinder im Gottesdienst sitzen sollten. Mittlerweile ist die Sendung über alle Zweifel erhaben. Im Jahr 2019 verlieh der Bundespräsident der Maus einen „Mausverdienstorden“, bereits 1992 war sie mit Raumfahrer Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstation Mir geflogen, im Jahr 2014 dann mit Alexander Gerst zur ISS. Stefan Raab hob sie mit seinem Lied „Hier kommt die Maus“ 1996 in die Popkultur. Musiker Mark Forster hat mit „Ich frag die Maus“ nun den offiziellen Song zum Jubiläum geschrieben.
Musik, Farbe, ein gemütlicher Leibesumfang und die Unfähigkeit zu sprechen – viele Dinge an der Maus sind große Konstanten. Wie sich die Welt in all den Jahren verändert hat, lässt sich aber an den „Sachgeschichten“ ablesen. Armin Maiwalds erste Filme drehten sich noch um Themen wie Semmeln und Milch. Heute erklärt „Die Sendung mit der Maus“ auch die sogenannte Cloud, in der Daten gespeichert werden. „Gerade in Zeiten, in denen es immer komplizierter und komplexer wird, ist es gut, jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt und sagt: So funktioniert das“, glaubt Ralph Caspers, der heute Teil des „Maus“-Teams ist.
Welche Macht die „Maus“-Macher haben, wundert sie allerdings selbst ab und zu. Ein Beitrag zur Frage, warum sich Geschenkband kräuselt, wenn man mit einer Schere drübergeht, brach einen regelrechten Gelehrtenstreit vom Zaun. Ein anderes Mal versuchte ein Kind, das erlernte Wissen aus einem Film über die Herstellung von Champagner zu Hause anzuwenden. Die Folge war eine Explosion in der Küche, es musste renoviert werden. Wegen solcher Vorfälle ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass das Durchschnittsalter der „Maus“-Schauer höher ist, als man vermuten könnte – viele Eltern sitzen mit vor dem Fernseher.
Zum Jubiläum
zeigt das Erste am Samstag um 20.15 Uhr eine extralange Ausgabe der Show „Frag doch mal die Maus“ mit Eckart von Hirschhausen. Gäste sind Barbara Schöneberger, Günther Jauch, Stephanie Stumph, Mark Forster, Elton und Jana Ina Zarrella.
Am Sonntag ist ab 9 Uhr im Ersten und ab 11.30 Uhr im Kika dann eine Jubiläumsfolge der „Sendung mit der Maus“ zu sehen.