Normalerweise stapelt sich die Schmutzwäsche bei den Hausmanns. Jetzt stehen jeden zweiten Tag die Maschinen still. Nichts dreht sich in der Wäscherei im brandenburgischen Falkensee, die seit Beginn der Corona-Pandemie auf wichtige Großkunden wie Hotels und Gastronomie verzichten muss. Eine Katastrophe für Dirk und seinen Vater Lutz Hausmann, der das Unternehmen vor 30 Jahren gegründet hat. „Der Familienbetrieb darf nicht kaputtgehen“, sagt der Senior: „Das würde ich nicht überleben.“ Ein Jahr lang haben die Autoren Charlotte Gerling und Enrico Demurray drei Kleinunternehmen auf ihrem herausfordernden Weg durch die Krise begleitet. Die ZDF-Reportage „Unser verrücktes Jahr“ aus der Reihe „37 Grad“, zu sehen heute um 22.15 Uhr, dokumentiert die Sorgen und Nöte, die in Deutschland so viele Menschen teilen. Null Buchung, null Umsatz bei laufenden Kosten.
Eine düstere Bilanz auch für den Jungunternehmer Dirk Fehse, der in Berlin die Firma Paul Camper gegründet hat. Die Vermietungsplattform vermittelt Campingbusse und Wohnmobile von Privatleuten an Privatleute. Im Frühjahr 2020 aber kommt das Geschäft zum Erliegen. 17 000 Euro zahlt Fehse monatlich für das Büro im Prenzlauer Berg, das leer steht. „Das Schlimmste war im ersten Lockdown für mich, dass keiner wusste: Sprechen wir von zwei Wochen, zwei Monaten oder einem Jahr“, sagt Fehse im Film.
Der Sommer bringt neue Hoffnung und gute Einnahmen. Deutschland entdeckt den Trend zum Camping, setzt auf Individualreisen statt Massentourismus. Doch der zweite Lockdown erwischt das Unternehmen erneut hart. „Ich musste 20 von 70 Mitarbeitern entlassen“, so der Chef. „Sonst hätten wir das nicht überlebt.“
Melanie und Miro standen in den vergangenen zwölf Monaten ebenfalls mehr als einmal mit dem Rücken zur Wand. Mit dem Rostocker Lokal Blauer Esel haben sie sich ihren Lebenstraum erfüllt. Viel Liebe, Geld und Herzblut steckt in dem hübschen Lokal, das noch lange nicht abbezahlt ist. Am meisten Sorgen aber macht sich Wirt Miro um seine Mitarbeiter: „Wie kriege ich am Ende des Monats die Gehälter ausbezahlt?“ Bis das Kurzarbeitergeld fließt, muss das Gastronomenpaar in Vorkasse gehen. Rund 50 000 Euro Personalkosten sind das im Monat.
In Deutschland arbeiten 40 Prozent der Beschäftigten in Kleinst- oder Kleinunternehmen. Im Gegensatz zu größeren Betrieben bekommen diese Arbeitgeber keine hohen Kredite, sind auf die Loyalität der Mitarbeiter angewiesen und müssen auf staatliche Hilfen oft lange warten. Den Mut aber haben zumindest die Protagonisten im Film nicht verloren, auch wenn sie die Pandemie viele schlaflose Nächte gekostet hat. „Ich glaube, es ist ein bisschen wie beim Ausmisten in den eigenen vier Wänden“, sagt Melanie. „Wir haben erkannt, was weg kann und was wir auf jeden Fall behalten wollen.“