Am 31. Januar 2004 hieß es im ZDF erstmals „Willkommen bei Carmen Nebel“. An diesem Samstag nun begrüßt die Moderatorin in Berlin ab 20.15 Uhr zum letzten Mal die Stars der Schlagerbranche. Auf den Applaus in der Halle muss die 64-Jährige, die für das ZDF weiterhin die „Weihnachtshits“ und „Heiligabend mit Carmen Nebel“ präsentieren wird, jedoch verzichten. Wegen Corona findet die Sendung ohne Publikum statt.
Wenn die Statistik stimmt, wird diese Sendung die 83. „Willkommen bei Carmen Nebel“-Folge im ZDF sein. Ein trauriges Finale in Zeiten von Corona, oder?
Es ist ja zuerst mal wunderbar, dass wir überhaupt Live-Shows in diesen Zeiten produzieren dürfen. Theater sind zu, es gibt keine Konzerte, kein Kino und so weiter. Aber ja, das Publikum fehlt natürlich. „Willkommen bei – mir“ war immer ein großes Hallenerlebnis, es war laut, und es war richtig viel los. Die Show vom 19. September 2019 war tatsächlich die letzte Folge, die wir in dieser Form erlebt haben. Aber natürlich wird die Sendung trotzdem und jetzt erst recht ein großes und würdiges Finale werden!
Verraten Sie Details? Was wird anders, was wird besonders sein?
Wir haben großartige Gäste – das ist schon mal das, was die Zuschauer von unserer Show kennen. Aber natürlich hat diese Sendung eine besondere Stimmung, und sie wird sich daher auch von allen vorangegangenen unterscheiden. Besonders schön ist es, dass ich mir – einmalig für mich bisher – die Songs der Künstler wünschen durfte. Alle, von Howard Carpendale bis Rolando Villazón, erfüllen mir meinen Wunsch. Das berührt mich sehr. Außerdem bin ich mittlerweile sicher, dass ich gar nicht alles weiß, was an diesem Abend passieren wird. Mein Team hat tatsächlich gerade Geheimnisse vor mir.
Schlagershows werden vom Zielpublikum geliebt, von manchen aber auch belächelt, von vielen sogar kritisiert wegen der doch sehr homogenen Gästeauswahl. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Wer mit diesen Shows nichts anfangen kann, der schaut sie sich ja nicht an. Wenn aber die Fans kritisieren, dass zu oft die gleichen Künstler auftreten, kann ich die Kritik teilweise verstehen. Es gibt viele Musikshows, und die Künstler sind überall zu Gast. Da jeder Sender natürlich versucht, die sogenannten großen Namen zu präsentieren, ist der Samstagabend nicht mehr exklusiv. Wir haben einige Male bei „Willkommen…“ den Beweis erbracht, dass wir durchaus mit ganz großer Vielfalt und auch interessanten neuen Gesichtern oder Künstlern, die eben nicht ganz so häufig zu sehen sind, tolle Shows machen können. Unser Sendungstitel hat uns ja musikalisch auch nicht festgelegt oder eingeschränkt, deshalb haben wir immer wieder auch große internationale Stars oder Stars der Klassik eingeladen. Trotzdem erwarteten die Zuschauer am Samstagabend die Erfolgreichsten der Erfolgreichen des deutschen Schlagers auch bei uns.
Sie haben als Fernsehansagerin in der damaligen DDR ange- fangen – wollten Sie immer genau da hin, wo Sie jetzt sind?
Ich kannte tatsächlich ausnahmslos alle Fernsehansagerinnen. Aber das wollte ich auch nicht werden, das war absolut kein Mädchentraum von mir. Ich wollte Lehrerin werden, das war mein Traumberuf. Und das hat ja auch geklappt. Dass ich später doch beim Fernsehen gelandet bin, wundert mich immer noch. Da ich in den Achtzigern sowohl in der Schule als auch nebenbei beim Fernsehen gearbeitet habe, war die einzige interessante Perspektive für mich, beides so gut wie möglich und so lange es mir Spaß macht unter einen Hut zu kriegen.
Wie wichtig war die deutsche Einheit für Ihre Karriere?
Das ist eine Frage, die ich mir nicht stelle. Sie war wichtig für uns alle.
Ihr ARD-Kollege Florian Silbereisen arbeitet auch als Schauspieler. Ist das etwas, das Sie sich auch vorstellen können? Vielleicht sogar als Gast auf dem „Traumschiff“?
Manche Menschen leiden unter Flugangst, ich kann nicht auf Schiffe, damit geht’s schon mal los. Aber im Ernst, es gibt so viele gute Schauspieler, was will ich da? Ich gehe so weit zu behaupten, dass ich das gar nicht kann, somit hat auch niemand etwas zu befürchten.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.