Tommi Piper spielt für sein Leben gern

von Redaktion

Der Schauspieler wird heute 80

VON TERESA WINTER

Früher hat er sich das Banjospielen mit Grifftabellen beigebracht, heute setzt sich Tommi Piper einfach vor ein Youtube-Video. „Das geht ganz gut“, erzählt der Schauspieler, als ihn unsere Zeitung kurz vor seinem heutigen 80. Geburtstag zu Hause in Oberschleißheim (Landkreis München) besucht. Dann schnappt er sich das Instrument und legt los. Mit seiner markanten Stimme singt er „Banjo Boy“. Ein Gänsehautmoment! Etwa 15 Exemplare stehen bei ihm daheim, darunter wertvolle, handgefertigte Modelle. Jeden Tag spielt Piper darauf. Und jeden Tag dreht er zwei Mal eine große Runde mit seinem Hund Romeo. „Das hält mich fit, und ich habe ja auch Zeit“, sagt er.

Leider. Denn eigentlich würde Piper viel lieber wieder arbeiten. Doch Rollenangebote bleiben aus. „Es meldet sich niemand bei mir, obwohl ich fit bin. Körperlich und geistig“, sagt der gebürtige Berliner, der mit seiner Frau in einem kleinen Häuschen wohnt. Dabei war Piper immer gut im Geschäft. In der Serie „Bonanza“ synchronisierte er Michael Landon („Little Joe“), Schauspielern wie Nick Nolte, Harvey Fierstein und Andrew Dice Clay lieh er ebenfalls seine Stimme, und als Sprecher des Außerirdischen Alf wurde er berühmt.

Doch Piper machte sich auch als Schauspieler einen Namen, trat in Krimis wie „Derrick“, „Der Alte“, „Der Kommissar“ und „Tatort“ auf, wirkte an etwa 150 weiteren Fernseh- und Filmproduktionen mit, ging auf Theatertournee, sprach zahlreiche Hörspiele ein und stand als Sänger mit den legendären Krautrockern von Amon Düül II auf der Bühne. „Ich wollte immer Spaß im Leben haben“, erzählt er. „Das habe ich geschafft.“

Piper kam 1941, während des Zweiten Weltkriegs, in Berlin zur Welt. Sein Vater war Fernsehansager, seine Mutter Tänzerin. Weil es im niederbayerischen Straubing ein Theater gab, flüchtete die Familie dorthin. Mit fünf Jahren hatte Tommi Piper seinen ersten Auftritt im Weihnachtsmärchen „Blinke Blitzelchen“. Später zog die Familie nach München-Giesing. Als sich die Eltern trennten, ging Piper mit seinem Vater nach Hamburg. Dort besuchte er ein Internat und arbeitete mit elf Jahren schon beim Kinderfunk. Nach dem Schulabschluss ließ sich Piper zum Grafiker ausbilden und arbeitete in einer großen Werbeagentur. „Ich konnte gut zeichnen und habe auch lange danach noch hobbymäßig gemalt“, erzählt er und zeigt auf seine vielen tollen Landschaftsbilder im Esszimmer.

Doch die Schauspielerei ließ Piper nie los. Er besuchte eine Schauspielschule in Hamburg und tingelte anschließend durch Deutschland. Er spielte Theater in Hannover und Lübeck, moderierte bei Radio Luxemburg und kam schließlich wieder zurück nach München. Dort kümmert er sich bis heute auch um sein zeitaufwendiges Hobby. Piper sammelt alte Segelboote und restauriert sie liebevoll. In seiner Garage, in seinem Hof und am Wörthsee hat er die Schmuckstücke untergebracht.

Gerade schreibt der passionierte Pfeifenraucher an einem Fotoroman über sein aufregendes Leben. Auch sein Auftritt im RTL-Dschungelcamp vor zwei Jahren kommt darin vor. „Ich bin froh, dass ich da mitgemacht habe, das war nicht nur eine finanziell lohnende Sache, dir mir heute noch hilft, sondern ich habe auch nette Leute kennengelernt“, sagt er. Überhaupt ist Tommi Piper dankbar für alles, was er erleben durfte. „Ich bin froh, dass ich es einigermaßen gesund bis hierher geschafft habe“, sagt er mit seiner lauten, frechen Stimme und lacht. Wünsche zum Geburtstag hat er keine – na ja, fast. „Ein neues Jobangebot wäre toll und natürlich eine baldige Impfung.“

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