Die heimlichen Stars

von Redaktion

Trystan Pütter und Helen Schneider überzeugen in der ZDF-Familiensaga „Ku’damm 63“

VON STEFANIE THYSSEN UND ERIC LEIMANN

Wenn in diesen Tagen vom Ku’damm die Rede ist, geht es meist um die drei Schöllack-Schwestern und ihre Mutter Caterina. Die Frauen stehen im Mittelpunkt der gleichnamigen ZDF-Familiensaga, über fünf Millionen Zuschauer haben die ersten beiden Filme der dritten Staffel eingeschaltet, heute läuft um 20.15 Uhr das Finale von „Ku’damm 63“. Eine gute Gelegenheit, auch mal auf die heimlichen Stars der Serie zu schauen: Trystan Pütter und Helen Schneider.

Die inzwischen 68-jährige Schneider, Rockstar und Teenie-Idol der Achtzigerjahre (sie sang unter anderem den Hit „Rock’n’Roll Gypsy“), adelt die Serie allein mit ihrem Namen. Die Sängerin spielt eine aus den USA zurückgekehrte deutsche Chanson-Diva, die im Hause Schöllack für Unmut sorgt.

„Mich erinnert das Leben der jungen Frauen in ,Ku’damm‘ an das Leben meiner Mutter, die leider jung gestorben ist“, erzählt Schneider. „Sie war ungemein künstlerisch veranlagt, durfte das aber nicht ausleben. Einfach, weil man das einer Frau in jener Zeit nicht zugestanden hat.“ Sie selbst sei mit 17 von daheim aus- und mit einer Bluesband losgezogen. „Sechs Jahre lang lebte ich von der Hand in den Mund“, erinnert sich Schneider. „Es war eine harte Schule, aber was ich in den kleinen Clubs in New England gelernt habe, kann man nicht in einer Schule unterrichten.“

In den Siebzigerjahren kam die New Yorkerin über Umwege nach Deutschland, ging mit Udo Lindenberg auf Tour. „Er überließ mir damals eine halbe Stunde Zeit inmitten seiner Show“, so Schneider. „Nicht als Vorgruppe, sondern in der Mitte. So ist Udo.“ Sie schulde ihm und Alfred Biolek, der sie in seine Show „Bios Bahnhof“ geholt hatte, als sie in Deutschland niemand kannte, einen großen Teil ihres Erfolges.

Später stand Helen Schneider vor allem in Musicals auf der Bühne („Cabaret“ in Berlin), heute lebt sie in Hamburg und unterrichtet Nachwuchsschauspieler an der Stage School. „Lied-Interpretation heißt mein Fach, da bringe ich als Dozentin sozusagen die beiden Disziplinen meines Lebens zusammen, Musik und Schauspiel“, sagt sie. Zu ihrer Rolle in „Ku’damm 63“ kam sie durch einen Zufall. Es hat sich gelohnt – für die Serie und für Helen Schneider.

Seit der ersten „Ku’damm“-Episode, die 2016 ausgestrahlt wurde, spielt Trystan Pütter den Musiker Freddy Donath, Partner auf der Bühne und im Leben von Monika (Sonja Gerhardt). Die beiden haben eine Tochter, teilen ihre Leidenschaft für Musik und Tanz, waren aber nie eine „richtige“ Familie, weil Freddy nicht für die Treue gemacht war und Monika sich für die Ehe mit dem feingeistigen Fabrikantensohn Joachim Franck (Sabin Tambrea) entschied. Nach dessen Tod am Ende der zweiten „Ku’damm 63“-Folge am Montagabend wird Freddy aber wieder zu einer großen Stütze für Monika und die kleine Dorli.

Trystan Pütter gibt diesem Lebemann die Leichtigkeit, die es braucht. Aber er verleiht seiner Figur auch Tiefe, spielt sie wahrhaftig und mit einer großen Glaubwürdigkeit, die – das nur nebenbei – Claudia Michelsen als „Mutter der Mädelskompanie“ in den neuen Folgen komplett abhandengekommen ist. Ihre Caterina gerät stellenweise zur Karikatur ihrer selbst.

Aber zurück zu Freddy alias Trystan Pütter. Der 40-Jährige hat sein Handwerk am Max Reinhardt Seminar in Wien gelernt, nach einer Station am Theater in Bremen wurde er 2007 an der Berliner Volksbühne engagiert, arbeitet unter anderem mit Frank Castorf und René Pollesch. Einem großen Fernsehpublikum bekannt wurde der gebürtige Frankfurter, der mit Kollegin Heike Makatsch liiert ist (eine gemeinsame Tochter), im Jahr 2012, als er die Rolle des Bertok im ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ spielte.

Nun ist er der heimliche Star der „Ku’damm“-Trilogie. Wer die letzte Folge gesehen hat, der wünscht sich, dass es weitergeht. Mit den Schöllack-Schwestern. Und mit Freddy Donath.

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