Die Ganoven aus Aschheim

von Redaktion

RTL stellte das Doku-Drama „Der große Fake – Die Wirecard-Story“ vor

VON RUDOLF OGIERMANN

Die Insolvenz von Wirecard Mitte vergangenen Jahres gilt als eine der größten Pleiten in der deutschen Finanzbranche, die viele Anleger ruinierte und hunderte Menschen den Arbeitsplatz kostete. Vorstandschef Markus Braun sitzt seitdem in Untersuchungshaft, sein ehemaliger „Chief Operating Officer“ Jan Marsalek ist untergetaucht. Ab kommenden Mittwoch läuft beim RTL-Streamingdienst TV Now eine filmische Aufarbeitung des Skandals um den börsennotierten Zahlungsdienstleister mit Sitz in Aschheim (Landkreis München). Am Freitag wurde die Produktion mit dem Titel „Der große Fake – Die Wirecard-Story“ in einer Videopressekonferenz vorgestellt.

Für Nico Hofmann, dessen Ufa den Neunzigminüter mit Christoph Maria Herbst und Franz Hartwig in den Hauptrollen für die RTL-Gruppe produzierte, ist ein Doku-Drama das richtige Genre, weil sich – mit Blick auf die zur Verfügung stehende Zeit – nur so Fiktionales mit Dokumentarischem optimal habe verbinden lassen. Die Macher hätten sich bewusst auf die Ereignisse bis zur Insolvenz und dem Rücktritt von Vorstandschef Braun konzentriert und ein Psychogramm der beiden Hauptakteure entworfen. Recherche und Spielszenen wurden nach Hofmanns Worten eng aufeinander abgestimmt.

„Zehn bis zwölf Journalisten“ haben laut Marc Lepetit, dem ausführenden Produzenten, an dem Projekt gearbeitet, rund 60 Interviews wurden geführt – mit Ex-Mitarbeitern, Aktionären, Börsenexperten, ehemaligen Geschäftspartnern. Vor die Kamera zu treten sei für die meisten von ihnen „nicht freudvoll“ gewesen. An zwölf Tagen im Januar wurden – unter anderem mit Nina Kunzendorf und Götz Schubert in weiteren Rollen – die Spielszenen gedreht. Regie führte Raymond Ley, der zusammen mit Hannah Ley auch das Drehbuch schrieb zu dem Stück über Gier und Größenwahn rund um ein Unternehmen, dessen Chefs am Ende darüber stolperten, das fast zwei Milliarden Euro auf einem angeblichen „Treuhandkonto“ in Südostasien plötzlich unauffindbar waren.

Es sei „ein Projekt gewesen, das zum großen Teil erst am Schneidetisch entstand“, so Lepetit, der sich wünscht, dass die Zuschauer nach Ansicht des Films „sprachlos“ sind. Für RTL-Now-Vizechef Henning Tewes ist „Der große Fake – Die Wirecard-Story“ wie geschaffen für den „führenden deutschen Streamingdienst“. „Ein Thema wie der Wirecard-Skandal, das die Menschen in Deutschland bewegt, ist natürlich auch ein Thema für TV Now“, so Tewes, für den das Doku-Drama Teile einer „Fiction-Offensive“ der RTL-Gruppe ist. Voraussichtlich am 22. April läuft die Produktion linear bei RTL. Und auch über diesen Film hinaus könnte die Wirecard-Story die Fernsehmacher beschäftigen. „Das ist eine Steilvorlage für serielles Erzählen“, so Ufa-Chef Hofmann. Die Geschichte könnte also weitergehen.

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