Gottschalk bleibt der Superstar

von Redaktion

Der legendäre Moderator macht das Halbfinale von „DSDS“ bei RTL zu seiner Show

VON JÖRG HEINRICH

„Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa!“ Der alte Sponti-Spruch übers (angeblich) geriatrische EU-Parlament darf 2021 ergänzt werden. Denn in Zeiten geschlossener Grenzen muss man Großpapa gar nicht bis nach Brüssel schicken – Köln reicht. RTL stellt sich gerade ein beeindruckendes Rentner-Geschwader zusammen, mit Uli Hoeneß (69), mit Jan Hofer (69 bis 71, die Angaben schwanken) – und mit Thomas Gottschalk (70), der am Samstagabend sein Debüt bei „Deutschland sucht den Superstar“ feierte. Was soll man sagen nach fast vier Stunden zähem Wettsingen? Die angerostete Ex-Bohlen-Sause sieht deutlich älter aus als ihr neuer Ersatz-Juror.

Der Groß-Kulmbacher bestätigte die alte Otto-Rehhagel-Weisheit, nur halt fürs Showgeschäft: „Es gibt keine jungen und alten Moderatoren, es gibt nur gute und schlechte.“ Und dass Gottschalk immer noch zu den sehr guten Moderatoren und Juroren gehört, wurde im „DSDS“-Umfeld klarer denn je – auch wenn er bisweilen arg pastoral daherkam. Zwischen der künstlich ergriffenen Maite Kelly, die mehr weinte als Bruce Darnell zu besten Zeiten, und dem komplett charismafreien Youtube-Buben Mike Singer, ragte Thommy im blaugrün-samtigen Zaubermantel und mit den Haaren von Dolly Parton heraus wie ein Leuchtturm. Und sorgte damit für die Staffel-Rekordquote von 3,23 Millionen Zuschauern.

„Mir ist offensichtlich viel Elend erspart geblieben“, spöttelte er über die Einspieler aus den vergangenen „DSDS“-Monaten mit Dieter Bohlen (67), der RTL mittlerweile zu jung ist – der aber im Gegensatz zum Wendler in den Rückblicken nicht gepixelt wurde. Mit Maite Kelly, die er konsequent „Maike“ nannte, auch schon wurscht, plauderte Gottschalk über Papa Kelly und Senioren-Freuden: „Auch Menschen unseres Alters tanzen. Ob sie noch leben oder nicht, spielt keine Rolle.“

Das Schöne daran: Während Oliver Geissen, der Spar-Gottschalk von RTL, die angebliche Weltbedeutung der Musikklamotte „DSDS“ bejubelte, nahm sie Thommy so wenig ernst, wie sie es verdient hat. Geissen aufgeregt zu den Kandidaten: „Euer Leben kann sich heute wirklich verändern!“ Dabei weiß jeder, dass die Herrschaften demnächst wieder im Büro sitzen oder in der Autowerkstatt stehen – trotz teilweise wirklich starker Stimmen. „Glaub nicht, dass es Dein Glück ist, hier weiterkommen zu müssen“, versicherte dagegen Gottschalk dem Kandidaten Kevin lebensklug und hatte damit recht wie selten.

So viel Realitätssinn tut dem Format gut, das RTL vom Glitzerspektakel zum bieder inszenierten „Duisburg sucht den Superstar“ in einer alten Zeche heruntergewirtschaftet hat – das aber so tut, als wäre es immer noch wichtig. Wichtig war aber nur diese Erkenntnis: Show-Bundespräsident Gottschalk ist der einzige Superstar von „DSDS“ 2021 – und wird immer noch nimmermüde moderieren, wenn die Sängerinnen und Sänger längst vergessen sind.

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