Deutschlands größte Boulevardzeitung „Bild“ plant einen eigenen Fernsehsender. Noch vor der Bundestagswahl am 26. September wolle man damit an den Start gehen, der Sender solle unter der Marke „Bild“ unter anderem über Kabel und Satellit empfangbar sein, teilte der Medienkonzern Axel Springer in Berlin mit. Der Sendestart stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt, dass die Medienregulierer eine Lizenz erteilen. Der Fernsehkanal soll dabei frei empfangbar sein. Das Medienhaus baut schon länger seine Videostrategie aus.
Laut einem Unternehmenssprecher ist anvisiert, ein 24-Stunden-Programm anzubieten. Kern des Ganzen: ein Live-Programm von täglich bis zu sechs Stunden, das am Vormittag beginnt. Das Angebot solle darüber hinaus mit Dokumentationen, Reportagen und anderen Formaten erweitert werden. Der Fernsehsender soll die Bereiche Politik, Sport, Kriminalität und Promis abbilden – außerdem wollen sich die Verantwortlichen um diverse Service-Themen kümmern. Bei wichtigen Ereignissen oder Eil-Meldungen wollen sie das aktuelle Programm mit entsprechenden Live-Formaten unterbrechen.
Wenn Springer die Lizenz tatsächlich erhält, wäre „Bild“ der dritte Fernsehsender im Konzern. Es gibt dort bereits die Kanäle „Welt“ und „N24 Doku“. Das Live-Programm des geplanten Kanals soll den Angaben zufolge zeitgleich bei „N24 Doku“ zu sehen sein. „Welt“ bleibt mit seinem Live-Programm eigenständig.
Springer hatte im Herbst 2019 angekündigt, Millionenbeträge in Projekte bei seinen Marken „Bild“ und „Welt“ investieren zu wollen. Damals hieß es: In den drei Folgejahren sollen insgesamt mehr als 100 Millionen Euro vor allem in eine Live-Video-Strategie von „Bild“ fließen. Zu diesen Live-Formaten im Internet zählt etwa eine Polit-Talksendung am Sonntagabend. Zudem gibt es seit einiger Zeit immer wieder über Stunden hinweg Live-Sendungen zu den Ministerpräsidentenkonferenzen mit der Kanzlerin zu Corona. Auch die Präsidentenwahl in den USA wurde mit einer langen Live-Sendung online begleitet.
Für die Beiträge möchte Springer auch die TV-Studioräume nutzen, die im großen Neubau am Hauptsitz in Berlin errichtet worden sind. Der Konzern will in einer neuen TV-Einheit in der WeltN24 GmbH die Fernsehaktivitäten für alle drei Sender bündeln. Dieser Bereich kümmert sich dann um den technischen Betrieb, die Sendeplanung oder den Programmeinkauf von Lizenzformaten. Der Live-Bereich des neuen Senders liegt wiederum in der Hand der „Bild“-Redaktion.
„Bild-TV“-Programmchef wird nach Unternehmensangaben Claus Strunz. Er ist außerdem Geschäftsführer des Bereichs TV/Video bei Springer und Mitglied der „Bild“-Chefredaktion. Gemeinsam mit Frank Hoffmann ist er außerdem verantwortlicher Geschäftsführer der Welt N24 GmbH. Hoffmann ist dort Vorsitzender für den TV-Bereich.