Terror, Lügen und Videos

von Redaktion

Ein neuer „Laim“-Krimi im ZDF handelt von einem geplanten Anschlag auf dem Nockherberg

VON RUDOLF OGIERMANN

Wenn Krimimacher Maß nehmen am realistischen Szenario eines Terroranschlags, ist ihnen große Aufmerksamkeit sicher. So zu erleben vor vier Jahren bei der ZDF-Reihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger, die in München spielte. Im Zweiteiler „Verlorene Sicherheit“ ging es um einen mutmaßlich islamistischen Anschlag am Rande der Wiesn mit vielen Toten. Jetzt packt der Mainzer Sender erneut via Krimi ein hochpolitisches, buchstäblich explosives Thema an. Ziel eines geplanten (Selbstmord-)Attentats ist hier der Starkbieranstich auf dem Nockherberg, ebenfalls eine Münchner Institution. Ermittler ist diesmal der von Max Simonischek gespielte Melancholiker Lukas Laim. „Laim und die Tote im Teppich“ lautet der Titel des Krimis, den das ZDF heute zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr zeigt.

Alles beginnt mit einer weiblichen Leiche, dem äußeren Anschein nach eine Muslima, eingewickelt in einen Perserteppich und abgelegt an der Theresienwiese. Das direkt daneben abgestellte Auto führt Laim und seinen Kollegen Anton Simhandl (Gerhard Wittmann) zu dem alleinstehenden Hans Heinrich „Hinni“ Feuer (stark: Shenja Lacher). Schnell wird klar, dass Fechtlehrer Feuer („Ein Kopftuch weniger!“) stramm rechts denkt. Doch ist er wirklich der Mörder? Und ist die Tote, die als Lela Harani identifiziert wird, wirklich die, für die sie sich zu Lebzeiten ausgegeben hat?

Nicht der Terror der „Glatzen“ ist das Thema dieses gut gebauten Films von Autor Christoph Darnstädt und Regisseur Michael Schneider, sondern die dahinter stehende Ideologie. Die beiden führen die Zuschauer ins Milieu der „Neuen Rechten“, zu einem obskuren „Institut für Bayerische Innenpolitik“, zu einem völkischen Schriftsteller bairischer Zunge (Helmfried von Lüttichau), dessen Bestseller den Titel „Unser Freistaat unterm Halbmond“ trägt.

Trotzdem, so betont Autor Darnstädt im Gespräch mit unserer Zeitung, sei die Geschichte nicht „spezifisch bayerisch oder spezifisch münchnerisch“, sondern könne auch in jeder anderen deutschen Metropole spielen: „Wir wissen ja, dass die Köpfe der Neuen Rechten von überallher aus den alten Bundesländern stammen, auch wenn sie vor allem in den neuen Bundesländern ihre Ernte einfahren.“ Darnstädt ist froh, das Thema, das ihn sehr umtreibe, auf einem prominenten Sendeplatz und über die Figur Laim erzählen zu dürfen, die „sehr speziell“ sei, und immer „ein bisschen drüber“.

Tatsächlich umgibt den Ermittler aus reichem Haus eine geheimnisvolle Aura, die im Kontrast steht zur Brisanz des Plots und der Härte mancher Szenen. Dreh- und Angelpunkt des Films ist eine Reminiszenz an das Video, mit dem 2019 die Machenschaften des damaligen FPÖ-Chefs und österreichischen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache aufgedeckt wurden. „In seiner Banalität des Bösen so einzigartig, dass es sich im Kopf jedes Drehbuchautors festhakt“, sagt Darnstädt.

Mit der Umsetzung seines Buches ist der Berliner sehr zufrieden, das Atmosphärische Münchens sei sehr gut eingefangen. Wer sich auskennt in der bayerischen Landeshauptstadt, erkennt viele markante Orte wieder (Kamera: Andreas Zickgraf), auch die Sprache ist für eine ZDF-Produktion auffallend authentisch, Kenner schmunzeln, wenn Simhandl-Darsteller Wittmann das Singspiel auf dem Nockherberg lobt – der Schauspieler ist dort in der Rolle von Münchens OB Dieter Reiter zu sehen.

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