Eine Frau für alle Fälle

von Redaktion

INTERVIEW Mariele Millowitsch über ihre neue Rolle als Bewährungshelferin in „Klara Sonntag“

Sie trägt einen großen Namen, kann aber längst selbst auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. In „Klara Sonntag – Kleine Fische, große Fische“ heute um 20.15 Uhr im Ersten spielt Mariele Millowitsch (65), Tochter des Kölner Volksschauspielers Willy Millowitsch, eine Bewährungshelferin, die es mit verurteilten Straftätern aus allen Gesellschaftsschichten zu tun bekommt. Bei entsprechender Quote sollen weitere Folgen entstehen.

Ihre Figur der Klara Sonntag hat eine „bewegte Vergangenheit“, wie die ARD ankündigt. Was heißt das konkret?

Sie ist eine Frau, die am Abgrund gestanden hat. Ich hatte mir „Systemsprenger“ angeschaut, diesen ergreifenden Film mit der hinreißenden Helena Zengel als Mädchen, das eine Kindheit zwischen wechselnden Pflegefamilien und Heimen verbringt. So eine Vergangenheit hat Frau Sonntag. Sie ist durch die Systeme gegangen, hat auf der Straße gelebt, Drogen genommen und irgendwann überdosiert. Doch sie wurde rechtzeitig gefunden, und deshalb ist ihr Credo bis heute: Jeder hat eine zweite Chance verdient. Ich habe zur Vorbereitung sogar eine ausführliche Vita für Klara Sonntag geschrieben.

Ist es üblich, dass Sie so intensiv an der Entwicklung einer Figur mitarbeiten?

Nein, gar nicht, das ist eine Ausnahme. Normalerweise bekommt ein Schauspieler ja ein fertiges Buch hingelegt. In diesem Fall war ich von Anfang an dabei. Ich hatte bei einem Gespräch mit Produzent Ivo-Alexander Beck, der jetzt auch „Klara Sonntag“ produziert, gesagt: Ach Ivo, immer diese Krimis. Können wir nicht mal was anderes machen? Kein Krimi, kein Anwalt, kein Arzt! Als er dann die Idee mit der Bewährungshilfe hatte, habe ich nur gesagt: Wow, ja! Superidee!

Krimis enden, wenn die Handschellen klicken…

Genau, und bei uns geht es dann darum, was passiert, wenn die Täter wieder rauskommen oder eine Bewährungsstrafe kriegen. Es soll auch nicht immer ein Ende in Rosarot geben. Wenn jemand die Auflagen nicht einhält, schickt Frau Sonntag ihn ins Gefängnis zurück.

Haben Sie mit echten Bewährungshelfern gesprochen?

Ja, ich habe in meinem Bekanntenkreis Menschen, die diesen Beruf ausüben, und mich natürlich mit ihnen unterhalten. Die haben mir auch klargemacht, dass der Umgang mit Straftätern nicht einfach ist und man sich kein X für ein U vormachen lassen darf.

Sie sind studierte Veterinärmedizinerin. Müssen Sie oft die Haustiere Ihrer Freunde kurieren?

Ich sage meinen Bekannten immer: Wenn ihr an dem Tier hängt, fragt jemand anders. (Lacht.) Ich habe 1983 Staatsexamen gemacht, das ist lange her, und ich habe fast alles vergessen. Aber natürlich begleite ich Freunde auch mal zum Tierarzt, denn das Fachchinesisch verstehe ich noch ganz gut. Und Händchenhalten kann ich natürlich immer, darauf verstehe ich mich in jeder Lebenslage gut.

Welche Rolle würde Ihnen noch Spaß machen?

Ich habe mit einem befreundeten Produzenten eine Vereinbarung: Wenn ich 80 bin, will ich Miss Marple spielen – aber auf meine Art, mit kurzen Haaren und Latzhose. (Lacht.)

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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