Eine charismatische Diva

von Redaktion

Zum zweiten Todestag zeigt Arte das Porträt „Hannelore Elsner – Ohne Spiel ist mir das Leben zu ernst“

VON CORNELIA WYSTRICHOWSKI

Die Lust am Leben ließ sie sich bis zuletzt nicht nehmen. Hannelore Elsner, die charismatische Diva, starb vor zwei Jahren 76-jährig an den Folgen ihrer Krebserkrankung – bis wenige Tage vor ihrem Tod am 21. April 2019 stand sie für ihren letzten Film vor der Kamera. Im Dokumentarfilm „Hannelore Elsner – Ohne Spiel ist mir das Leben zu ernst“, zu sehen am Sonntag um 21.50 Uhr bei Arte, erinnern sich Kollegen wie Iris Berben oder Mario Adorf, alte Schulkameradinnen und Hannelore Elsners einziger Sohn Dominik an die große Schauspielerin. Der Beitrag kurz nach Elsners zweitem Todestag ist eine einfühlsame Hommage mit sehr privaten Einblicken.

Dominik, der 1981 geborene Sohn von Hannelore Elsner aus ihrer Beziehung mit Dieter Wedel, schildert die schwere letzte Phase im Leben seiner Mutter, die an Brustkrebs litt. Sie forderte ihren Sohn, der Fotograf ist, auf, sie noch so oft wie möglich zu fotografieren. Dominik Elstner (seine Mutter hatte das „t“ weggelassen, damit der Name weicher klang) liest auch aus dem Notizbuch der Schauspielerin aus jener Zeit vor: „Ich konzentriere mich auf meinen letzten Drehtag. Ich muss das schaffen“, steht da unter anderem.

Die 1942 in Burghausen geborene Aktrice arbeitete bis kurz vor ihrem Tod. In ihrem letzten Film „Lang lebe die Königin“ spielt sie – ausgerechnet – eine Krebskranke und ist am Ende in einem Sarg liegend zu sehen. Der Beitrag arbeitet sich nicht an den biografischen Stationen und den einzelnen Filmen der Diva ab – dafür wären die 60 Minuten auch viel zu kurz. Stattdessen komponiert Regisseurin Sabine Lidl aus den Zitaten ihrer Gesprächspartner, Filmszenen und Auszügen aus Hannelore Elsners Autobiografie „Im Überschwang“ ein einfühlsames Porträt mit vielen persönlichen Momenten.

Lidl versammelte unter anderem ihren Ehemann, den Regisseur Dani Levy (drehte 2004 mit Hannelore Elsner die preisgekrönte Komödie „Alles auf Zucker!“), sowie Iris Berben und Henry Hübchen an einer Tafel im Freien, wo alle in Erinnerungen an die Diva schwelgten. Viele Größen des deutschen Kinos kommen darüber hinaus zu Wort, darunter Edgar Reitz, Doris Dörrie, Mario Adorf und Florian David Fitz, der mit Elsner mehrere Filme drehte – sie habe ihm erzählt, dass sie wegen ihrer Krebserkrankung sogar einen Schamanen aufgesucht habe.

Der Film ist das poetische Porträt einer selbstbewussten Frau, die es im Leben nicht immer leicht hatte. Da war der Tod ihres innig geliebten älteren Bruders, der 1945 als Kind bei einem Tieffliegerangriff ums Leben kam. Auch ihr Vater starb, als Hannelore Elsner noch klein war. Vor allem zu Beginn ihrer großen Karriere musste sie auch wenig attraktive Rollen spielen, in Streifen wie „Immer die Mädchen“. Der ganz große Glücksfall ihrer Karriere war der preisgekrönte Film „Die Unberührbare“, der sie 2000 endgültig in den Schauspielolymp katapultierte. Regisseur Oskar Roehler erinnert sich gerührt an die Dreharbeiten. Hannelore Elsner habe ihn, den damals jungen Filmemacher, an die Hand genommen und ihm geholfen: „Nach zwei Stunden war sie meine Mama!“

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