Sterben für Erben

von Redaktion

„TATORT“-KRITIK Schwarzwald-Krimi erinnert verdächtig an die gute alte „Derrick“-Ära

VON ASTRID KISTNER

Ein schmuckes Herrenhaus, eine steinreiche Witwe im fortgeschrittenen Alter und eine Handvoll gieriger Erben – die Münchner Produzentenlegende Helmut Ringelmann schrieb mit dieser Konstellation jahrzehntelang Krimigeschichte. Und tatsächlich würde man sich nicht wundern, wenn Horst Tappert um die Ecke käme, um im „Tatort: Was wir erben“ die Verdächtigen der Villa Klingler zu befragen. Stattdessen bemühen sich die Schwarzwald-Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner), aus diesem leicht angestaubten „Derrick“-Remake doch noch einen passablen Krimi zu machen.

Leicht fällt das – man ahnt es bereits beim Namen des Opfers – zumindest in der ersten Hälfte des Krimis nicht. Schokoladen-Fabrikantin Elisabeth Konstanze Klingler-Rathmann (Marie Anne Fliegel) fällt, kurz nachdem sie ihren erwachsenen Kindern mitgeteilt hat, dass sie die Villa ihrer Gesellschafterin und frisch angetrauten Ehefrau Elena Zelenko (Wieslawa Wesolowska) vererben will, erst die herrschaftliche Treppe hinunter und dann ins Koma. Wurde sie von ihrer schlechteren Hälfte gestoßen? Will sich da eine Pflegekraft etwa ein Vermögen erschleichen? „In Erbsachen ist alles möglich“, sinniert der Notar wenig weise, der die erzürnten Nachkommen Richard (Jan Messutat) und Gesine (Jenny Schily) besänftigen möchte.

Drehbuchautor Patrick Brunken arbeitet sich dialoglastig durchs Erbrecht, das Regisseurin Franziska Schlotterer in biedere Bilder packt. Fast hat man die Hoffnung auf eine spannende Wendung schon aufgegeben, als der Krimi doch noch einen dramaturgischen Haken schlägt: Die unrühmliche Rolle der Klingler-Rathmanns in Zeiten des Nationalsozialismus, osteuropäische Zwangsarbeiter und ein dramatisches Familienschicksal verhelfen dem ganzen Spiel ansatzweise zu einem tieferen Sinn. Ein Glück für Schauspielerin Jenny Schily, die damit zumindest im letzten Drittel des „Tatorts“ als beinharte Firmenerbin mit Rest-Gewissen glänzen kann.

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