Franka Blankenstein (Janina Fautz) ist eine ganz normale Jugendliche im Leipzig der späten Achtzigerjahre. Jungs, Disco und die Aussicht auf ein bisschen Westmusik (Bruce Springsteen wird in Ost-Berlin spielen!) beschäftigen sie und ihre Freundin Trixie (Katja Hutko). Aber Leipzig kurz vor dem Ende der DDR ist eine geschundene Stadt – umzingelt vom Braunkohletagebau, mit dreckiger Luft und toten Flüssen. Und das ist das eigentliche Thema des Films „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“, den das Erste heute um 20.15 Uhr zeigt (siehe auch Kasten).
Franka, Kind systemtreuer Eltern, findet über Stefan Clausnitz (Ferdinand Lehmann) Zugang zu einer Umweltgruppe. Im geschützten Raum der Kirche machen diese Menschen auf die Umweltzerstörung aufmerksam, die es offiziell in der DDR gar nicht gab. Franka ist fasziniert von dem Zusammenhalt der Gruppe, die in einem alten Abrisshaus lebt. Dort werden Aktionen geplant, heiße Diskussionen geführt, aber auch gelebt, geliebt und gefeiert – unter ständiger Beobachtung der Stasi. Doch dabei bleibt es nicht. Der anfängliche Protest gegen die Luft- und Gewässerverschmutzung wird immer politischer.
Drehbuchautor Thomas Kirchner baut „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ auf einem gleichnamigen Sachbuch des Autors Peter Wensierski über eine reale Gruppe junger Leute in Leipzig auf. Für die aus Mannheim stammende Hauptdarstellerin Janina Fautz zeigt der Film, dass auch eine kleine Gruppe mit Gemeinschaftsgefühl und Leidenschaft politisch etwas erreichen kann. „Die Geschichte belegt, dass es sich lohnt, für etwas einzustehen, an das man glaubt“, sagt sie. „Das ist eine Parallele zur Fridays-for-Future-Bewegung von heute. Dort hören die Jugendlichen oft, dass sie ja doch nichts ändern könnten. Sie wurden lange Zeit nicht ernst genommen.“
Fautz freut sich darüber, dass die ARD-Produktion einen Ausschnitt der späten DDR-Geschichte näherbringe, der vermutlich noch nicht so bekannt sei: „Allerdings würde ich nicht so weit gehen und etwa den Menschen im Westen generell unterstellen, dass sie sich damit nicht ausreichend auseinandergesetzt haben.“ Sie selbst habe in ihrer Schulzeit nicht viel über die Umweltbewegung in der DDR erfahren. Zur Vorbereitung auf die Dreharbeiten habe sie sich noch einmal in Bücher und Dokumentationen vertieft, so die 25-Jährige.
Regisseur Andy Fetscher hat den Film im vergangenen Jahr in Leipzig gedreht. Die Aufnahmen aus der Gegenwart belegen eindrucksvoll, wie viel sich in der Stadt und in ihrer Umgebung zum Besseren verändert hat. Mehr als 30 Jahre nach der Wende sind die Straßenzüge mit verfallenen Altbauten verschwunden, die qualmenden Kraftwerke im Umland abgerissen, die Braunkohletagebaue sind zu Seen und Naherholungsgebieten geworden. Wer sich auskennt und genau hinschaut, wird sehen, dass das eine oder andere Leipziger Bauwerk im Film eine etwas zu helle und zu schmucke Fassade hat.