Wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag (13. Mai) macht Senta Berger ihrem Publikum ein besonderes Geschenk – im leisen, melancholischen Ehedrama „An seiner Seite“ glänzt sie in einer berührenden Altersrolle. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Simonischek lotet sie in dem sehenswerten Film aus, was es heißt, die eigenen Träume für den anderen aufzugeben. Arte zeigt „An seiner Seite“ an diesem Freitag um 20.15 Uhr, im ZDF läuft er am Montag zur gleichen Zeit.
Vom Mauerfall hat Charlotte Kler (Senta Berger) aus dem Frühstücksfernsehen in Sydney erfahren. Die beeindruckende Karriere ihres Mannes Walter (Simonischek) als Dirigent hat sie von Tokio nach Los Angeles und schließlich zurück nach München gebracht. Hier will Charlotte endlich zur Ruhe kommen, sich der mittlerweile erwachsenen Tochter Viola (überzeugend: Antje Traue) und ihrer 15-jährigen Enkelin widmen.
Doch verpasste Zeit lässt sich nicht nachholen, eine zerbrochene Beziehung nicht einfach kitten. „Ich habe das Gefühl, dass ich bei den wirklich wichtigen Momenten nicht dabei war“, sagt Charlotte, der von der Tochter vorgeworfen wird, sie „einfach ins Internat abgeschoben zu haben“.
Im Zentrum des Films steht jedoch die Beziehung Charlottes zu Walter, der sich trotz des gegenseitigen Versprechens, mehr füreinander da zu sein, bereits auf ein Engagement in New York vorbereitet. In dieses Spannungsfeld bricht der Witwer Martin Scherer (Thomas Thieme), der nach der ersten Begegnung mit Charlotte ein feinsinniges Gespür für die Wünsche und Bedürfnisse entwickelt, die in der verletzten Dirigentengattin schlummern.
Es sind die klug beobachteten Szenen einer langjährigen Ehe, die Regisseur Felix Karolus (er schrieb zusammen mit Florian Iwersen auch das Drehbuch) in „An seiner Seite“ sorgsam aneinanderreiht. Parallel dazu entwickelt er eine wunderschön erzählte Spätromanze, die frei von jedem Kitsch ist. Senta Berger erweckt sie im großartigen Zusammenspiel mit Thomas Thieme zum Leben.
Wenn die Männer im Film Schauspiel-Urgesteine sind, dann ist Senta Berger ein Diamant, der seine vielen Gefühlsfacetten funkeln lässt. Ein Blick, eine hochgezogene Augenbraue, ein winziges spöttisches Lächeln – 60 Jahre Schauspielkunst haben ihre Ausdruckskraft geschärft und rühren in diesem Film zu Tränen. Als Zuschauer kann man nur hoffen, dass Senta Berger sich auch in Zukunft noch von so feinen Rollen wie dieser zum Spiel verführen lässt.