Charly macht Schluss

von Redaktion

Hübner gibt seine Rolle im „Polizeiruf 110“ auf – Die Gründe und wie es weitergeht

VON STEFANIE THYSSEN

Es gibt kaum ein Team in der wahrlich großen ARD-Sonntagskrimi-Familie, das derart konstant gute bis herausragende Filme abliefert wie dieses: Seit 2010 ermitteln Charly Hübner als Alexander „Sascha“ Bukow und Anneke Kim Sarnau als Katrin König im Rostocker „Polizeiruf 110“ und haben von Beginn an eine sehr treue Fangemeinde. Nun macht Charly Hübner Schluss. Seine Entscheidung, die er in einem Interview mit dem „Spiegel“ öffentlich machte, ist nur auf den ersten Blick überraschend.

Als Zuschauer fragte man sich schon eine Weile, wie lang das noch so weitergehen soll. Kräftezehrend waren in Rostock zum Schluss nicht nur die Fälle, die die Kommissare zu lösen hatten. Zermürbend war vor allem die Beziehung der beiden zueinander. Sie, die spröde Fallanalytikerin, die anfänglich gegen ihren Kollegen Bukow ermittelte und dann aber blieb, nachdem der interne Fall ohne Ergebnis abgeschlossen war. Und er, der impulsive Bulle, der sich mit aller Kraft durch die Verbrechen wühlt. Im Lauf der Jahre stritten sie unerbittlich, schrien sich an, die Fetzen flogen. Irgendwann war dann mehr. Die Blicke wurden tiefer, die Gespräche persönlicher, man feierte genauso leidenschaftlich, wie man sich vorher verflucht hatte. Es kam zu einem ersten vorsichtigen Kuss, schließlich hatten sie Sex. Offiziell wollten König und Bukow kein Paar sein, die Kollegen ahnten vielleicht was, wussten aber nichts.

Wenn immer davon die Rede ist, dass Geschichten auserzählt sind, so gilt das hier sicher auch. Die Autoren hätten viel Arbeit gehabt, um die Spannung zu halten. Dem kommt Charly Hübner nun mit seinem Entschluss zuvor. „Ich hänge den Bukow mit viel Dank für die tolle Zeit an den Nagel“, sagt er im „Spiegel“. Bukows Trotz und Intuition seien ihm schon sehr nahegegangen. „Aber irgendwann hat die Figur angefangen, meine gesamte Arbeit zu dominieren. Dann kommen Regisseure in ganz anderen Arbeitszusammenhängen und sagen: ,Komm, mach doch mal den Bukow!‘ Das ist konträr zu dem, was ich will.“ Was er will, sind neue Sachen, andere Rollen, wieder mal eine echte Herausforderung. Etwa wie die geplante Serie über das Metalfestival in Wacken (wir berichteten).

Wie Bukows Ende im „Polizeiruf“ aussieht, soll noch ein Geheimnis bleiben. „Das wird der Film ,Keiner von uns‘ erzählen, der im Frühjahr 2022 in der ARD zu sehen sein wird“, schreibt Hübner auf seiner Facebook-Seite, auf der der 48-Jährige auch dem ganzen Team dankt.

Apropos Team: Anneke Kim Sarnau wird bleiben. Der NDR will „zu gegebener Zeit“ entscheiden, wer künftig an ihrer Seite ermittelt. Programmdirektor Frank Beckmann teilt dazu mit: „Dem Publikum wird Kommissar Sascha Bukow sehr fehlen.“ Charly Hübner habe die Figur mit ihren Ecken und Kanten auf einzigartige Weise verkörpert.“ Das ist wohl wahr.

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