„Diese Frau gibt nicht auf“

von Redaktion

INTERVIEW Maria Furtwängler über ihre Rolle als Fahrlehrerin, die pleite, aber patent ist

„Ausgebremst“ in der Krise? Das gilt nicht für Maria Furtwängler! Die Schauspielerin hob zu Beginn der Pandemie im Frühling 2020 für den Bezahlsender TNT-Comedy die gleichnamige Serie aus der Taufe. Nach dem großen Erfolg der ersten Staffel geht es jetzt in die zweite Runde. Sechs neue Folgen wurden in Kooperation mit dem NDR produziert, die nun in der ARD-Mediathek abrufbar sind. Einschalten lohnt sich!

Im Mittelpunkt: Beate Harzer (Furtwängler), eine durchgeknallte, insolvente, aber patente Fahrlehrerin, die – um sich irgendwie über Wasser zu halten – seit neun Monaten eine Online-Lebensberatung für Menschen in Not betreibt. Sie „berät“ etwa einen durch Corona arbeitslos gewordenen Callboy (gespielt von Axel Milberg) und eine Schuldirektorin (Rosalie Thomass), die mit Ehemann und Kindern daheimsitzt und ebenfalls am Rad dreht. Der Witz an der Geschichte: Nach dem Coaching durch Beate geht es den Leidgeprüften nicht immer besser…

Wann hatten Sie die Idee zu „Ausgebremst“?

Im ersten Lockdown, im vergangenen März, kamen wir alle in eine totale Starre. Und fragten uns: Was bedeutet das jetzt? Es ging – erst einmal gar nichts. Die Frage, die uns beschäftigte, war: Was machen wir mit unseren Hummeln im Hintern und gleichzeitig mit unserem kreativen Potenzial? Durch viele Gespräche entstand dann diese sehr besondere Figur Beate Harzer, die in der ersten Staffel schon ein bisschen verrückt war und die diesen Wahnsinn in der zweiten Staffel noch ein paar Ecken weiter dreht.

Axel Milberg, Jan Josef Liefers, Rosalie Thomass, Jasna Fritzi Bauer, Monika Gruber… Sie haben ein tolles Team für die Serie gewonnen. Wie kam diese Besetzung zustande?

Mir ist auch auf einmal aufgefallen: Hoppla, jetzt sind wir ja vier „Tatort“-Kommissare. Das war mir anfangs gar nicht bewusst. Es ist das Schöne, dass eine große Solidarität unter den Kollegen spürbar ist, die in dieser Form vorher nicht existiert hat. Im Gegensatz zu anderen Projekten, bei denen man 20 Leute anruft und einer zusagt, hat hier jeder beziehungsweise jede, den oder die wir angesprochen haben, mitgemacht. Als Rosalie von der Rolle erfuhr, meinte sie: „Ich habe zwar überhaupt keine Zeit, aber das muss ich spielen.“

Sie selbst geben die durchgedrehte Beate Harzer. Gibt es etwas, was Sie an ihr sympathisch finden?

Diese Frau gibt einfach nicht auf! Bei ihr ist von Anfang an alles hoffnungslos: Sie hat eine Räumungsklage am Hals und keine Ahnung, woher sie in so kurzer Zeit so viel Geld bekommen soll. Aber sie ist eine begnadete Verdrängungskünstlerin. Wenn beispielsweise ihr Ex-Mann anruft und fragt, was mit dem Geld auf dem Sparkonto des gemeinsamen Sohnes passiert sei, ahnen wir natürlich sofort, dass sie das auch für eines dieser Coachings bei ihrem Guru ausgegeben hat, aber sie flötet unschuldig zurück: „Keine Ahnung“. Unter der Last all dieser Probleme würde ich nicht mal mehr „Papp“ sagen können. Aber Beate ist ein Stehaufmännchen. Und das ist bei all ihrem Irrsinn ein Stück weit beneidenswert.

Sie haben sehr viel gearbeitet in den vergangenen Monaten. Lockdown-Langweile war für Sie also kein Thema. Haben Sie trotzdem auch neue Hobbys entdeckt?

Ja, doch. Ich habe mich immer schon sehr für die Themen Garten und Wachstum interessiert und bin jetzt noch tiefer in das Thema Insekten eingestiegen. Ich habe schon seit ein paar Jahren Bienen, mich beschäftigt der Verlust an Biodiversität ungemein. Ich bin wie wir alle manchmal wie gelähmt bei der Betrachtung der dramatischen Auswirkungen des Klimawandels, dem Gefühl, dass ich zum Beispiel für den Eisbären in der Arktis, dem das Eis wegschmilzt, nicht wirklich etwas tun kann. Aber ich kann in meinem Garten für mehr Biodiversität sorgen, Lebensräume schaffen für eine Vielzahl bedrohter Kleinstlebewesen.

Das Gespräch führte Andrea Vodermayr.

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