Aus, Ende, Amen!

von Redaktion

Nach fast 20 Jahren zeigt das Erste heute die letzte Folge der Serie „Um Himmels Willen“

VON CORNELIA WYSTRICHOWSKI

Sie waren die bayerische Antwort auf Don Camillo und Peppone, doch jetzt ist Schluss. Die ARD schickt den schlitzohrigen Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) und die gewitzte Schwester Hanna (Janina Hartwig) aufs Altenteil, heute um 20.15 Uhr läuft die 260. und letzte Folge der Traditionsserie „Um Himmels Willen“. Die Geschichten mit Humor und Heiligenschein sind dann Vergangenheit.

Nach fast 20 Jahren endet eine Ära, einige Experten sehen gar eine Zeitenwende im Fernsehen. Immerhin hatte die ARD zuletzt auch „Familie Dr. Kleist“ und „Tierärztin Dr. Mertens“ eingestellt, ebenfalls zwei sehr konventionelle Formate. Passen Serien, in denen vor malerischer Kulisse launige Geschichten mit arg schablonenhaften Figuren und Happy-End-Garantie erzählt werden, nicht mehr ins Zeitalter des Streamings mit seinen schnellen, komplexen Storys?

Das Aus für „Um Himmels Willen“ kam dennoch überraschend, da der Dauerbrenner zuletzt immer noch 5,5 Millionen Zuschauer pro Folge hatte – eine stolze Zahl. Über die Gründe für die Absetzung des Klassikers gibt es viele Spekulationen. Die offizielle Begründung von ARD-Serienchefin Jana Brandt („Wir sind der festen Überzeugung, dass man aufhören sollte, wenn es am schönsten ist.“) ist wenig überzeugend. Spielt die Gesundheit von Hauptdarsteller Fritz Wepper eine Rolle, um die es seit Längerem nicht gut bestellt ist? Doch der Star, der im August 80 Jahre alt wird, beteuert, dass er gerne weitergemacht hätte. Auch seine Kollegin Janina Hartwig ist traurig: „Am letzten Drehtag wurde viel geweint.“ Als Souvenir durfte die Schauspielerin ihr schwarzes Nonnengewand behalten, außerdem ein kleines Kreuz aus dem Kloster und einen Uhu aus Messing aus dem Büro von Bürgermeister Wöller.

„Um Himmels Willen“ startete 2002, in den ersten Jahren hatte noch Jutta Speidel die Chefin des fiktiven Klosters Kaltenthal verkörpert. Pfiffige Nonnen, Seelsorge und gute Werke im barocken Ambiente Altbayerns, garniert mit volkstümlichem Humor – für diesen Mix gab es im Jahr 2010 den Publikums-„Bambi“ als beliebteste Serie.

Zuletzt mussten aber selbst treue Fans zugeben, dass sich die Handlung im Kreis drehte. Die Drehbücher griffen zwar zeitgemäße Themen auf – in der aktuellen 20. Staffel etwa startete Schwester Hanna einen Podcast und machte sich für die Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche stark. Im Grunde ging es aber stets darum, dass der korrupte Provinzpolitiker Wöller (unter dessen rauer Schale ein guter Kern steckte) den Nonnen das Kloster abluchsen wollte und abstruse Geschäftsideen hatte. Zuletzt sollte der Klosterwald einem Werk weichen, in dem Batterien hergestellt werden, in der Vergangenheit waren es unter anderem eine Müllverbrennungsanlage und ein Truppenübungsplatz.

Die findigen Nonnen hielten stets mit eigenen Geschäftsmodellen dagegen und eröffnen in der Schlussepisode ihr langersehntes Café. Außerdem läuft Schwester Felicitas (Publikumsliebling Karin Gregorek) im Finale zu großer Form auf und gewinnt beim Pokern eine Million Euro, und Wöller kämpft verbissen um seine Wiederwahl – im richtigen Leben wäre für Darsteller Wepper schon vor zwölf Jahren Schluss gewesen, kein bayerischer Bürgermeister darf beim Amtsantritt älter als 67 Jahre sein.

Treue Fans müssen mit dem Ende der Serie von vielen populären Figuren Abschied nehmen, darunter Oberin Theodora (Nina Hoger), Wöllers treue Sekretärin Marianne (Andrea Wildner), Wachtmeister Anton (Lars Weström) oder Bauunternehmer Hermann (Wolfgang Müller), mit dem Wöller im Wirtshaus gerne Schweinshaxn aß. Aber auch von den schönen Schauplätzen, die den Reiz der Serie mitbestimmten. Gedreht wurde vorwiegend in der Altstadt von Landshut, als Kloster Kaltenthal diente das denkmalgeschützte Schloss Niederaichbach.

Auf der Homepage der Stadt Landshut soll als kleiner Trost für traurige Fans heute ein sechsteiliger digitaler Stadtspaziergang erscheinen, bei dem Janina Hartwig zu vertrauten Drehorten führt.

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