Wenn nur die Hautfarbe zählt

von Redaktion

Torsten Körners ZDF-Doku „Schwarze Adler“ über Anfeindungen gegen nicht-weiße Kicker

VON KATJA KRAFT UND RUDOLF OGIERMANN

Erwin Kostedde, Jimmy Hartwig, Gerald Asamoah, Jérôme Boateng, Antonio Rüdiger, ehemalige und aktuelle deutsche Fußballnationalspieler, die sich nur in einem von ihren Mannschaftskameraden unterscheiden – ihrer Hautfarbe. Ein für den Sport unwichtiges Detail, das noch immer für viele sogenannte Fans ein Problem zu sein scheint, Anlass für die übelsten Beleidigungen. „Schwarze Adler“ lautet der Titel von Torsten Körners Film, der den noch immer allgegenwärtigen Rassismus im Fußball dokumentiert. Seit Mitte April lief er beim Streamingdienst Amazon Prime, heute um 23.30 Uhr ist er erstmals im ZDF zu sehen, im Kontext der aktuell laufenden Europameisterschaft. Und bereits jetzt und noch bis Mitte Juli in der Mediathek.

„Schwarze Adler“ – ein doppeldeutiger Titel, der nicht nur die Hautfarbe bezeichnet, sondern auch das Label, unter dem elf Kicker um den Sieg kämpfen – den Bundesadler. Der Adler, der für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ steht, hatte und hat bis heute für viele eine ausschließende Botschaft, denn der deutsche Fußballheld wurde und wird von vielen „weiß gedacht“. Körner belegt das mit Bildern, die so verstörend sind, dass sich der Mainzer Sender sogar zu einem Warnhinweis veranlasst sieht. Schwarze Ex-Kicker von Kostedde über Hartwig, Patrick Owomoyela und Cacau bis hin zu Steffi Jones schildern dazu ihre Erlebnisse auf dem Platz und jenseits davon.

Ihre Geschichten erzählen nicht nur davon, was es bedeutet, in vollen Stadien und vor Millionen von Fernsehzuschauern rassistisch angefeindet zu werden. Sie werfen auch ein Licht darauf, wie Zuschauerinnen und Zuschauer, die Medien und die deutsche Gesellschaft insgesamt mit dem Thema Rassismus umgehen. Sie machen außerdem deutlich, dass sich nur allzu langsam Veränderungen einstellen. Szenen eines Spiels zwischen Cottbus und Hannover im Jahr 1997, ausgerechnet im „Stadion der Freundschaft“, machen das drastisch deutlich. Otto Addo und Gerald Asamoah müssen sich minutenlang Sprechchöre mit der Parole: „Neger raus!“ anhören. Weder der Schiedsrichter noch die Verantwortlichen von Gastgeber Cottbus greifen ein.

Doch es gibt auch viele Jubelbilder in diesem Film. Besonders häufig für Asamoah, den ersten Spieler der deutschen Nationalmannschaft, der in Afrika geboren wurde. Im Jahr 2001 schießt er in seinem ersten Länderspiel gleich ein Tor. Der Kommentator ruft begeistert: „Der deutsche Fußball hat einen neuen Liebling.“ Klar – wer Leistung bringt, der gehört dazu. Zu oft aber nicht einmal dann.

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