Kompetenter Wechsel in den ARD-„Tagesthemen“: Nach dem Weggang von „Tagesthemen“-Moderatorin Pinar Atalay zu RTL, wird Aline Abboud das Nachrichtenteam als neue Moderatorin verstärken. Die 33-Jährige war bislang im ZDF unter anderem für „heute Xpress“ und den Jugendsender Funk („Die da oben!“) im Einsatz.
Wer aber ist die Neue? Wie tickt sie, was bewegt sie? Eine Frau, gebürtig in Ost-Berlin, der Vater libanesischer Christ – sie spüre die Stempel, die man ihr nur all zu gern aufzudrücken versucht, sagte Aline Abboud einmal in einem Interview der „Sächsischen Zeitung“. Das Ostdeutsche färbe ab, obwohl sie gerade ein Jahr alt war, als 1989 die Mauer fiel. Sie liebe Jägerschnitzel mit Nudeln und Tomatensoße und sage zum Beispiel noch immer „Kaufhalle“ statt „Supermarkt“ – das habe die Mama ihr so beigebracht.
Doch erst die Vorurteile, die man ihr aufgrund ihrer Herkunft entgegenbrachte, führten zur aktiven Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und mit dem Thema Ost-West. Eine Frauenquote etwa habe sie lange abgelehnt. Wozu auch? Die Frauen ihrer Familien seien stets stark gewesen, die Oma war in der Chefetage eines Krankenhauses, ihre Mutter habe stets Vollzeit gearbeitet – wie so viele ostdeutsche Frauen. Mittlerweile habe sie einsehen müssen, „dass der Hase auch anders laufen kann“, um Chancen für Frauen in Führungspositionen müsse man kämpfen.
Aline Abboud, aufgewachsen in einer Akademikerfamilie in Berlin-Pankow, studierte nach dem Abitur an der Universität Leipzig Arabistik. Schon damals wollte sie Journalistin werden – erste Erfahrungen sammelte sie bei Praktika im Bundestag, bei verschiedenen Zeitungen und im TV. Danach berichtete sie für die Nachrichtenagentur Reuters unter anderem aus Jerusalem und Ramallah, bevor sie bei Dunja Hayali im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin Social-Media-Redakteurin für deren „Donnerstalk“ wurde.
Ab 2016 moderierte sie im ZDF den „heute Xpress“ und ist zusätzlich Redakteurin bei „heute“. Sie spricht fließend Arabisch, Englisch, Französisch und Türkisch, was in ihrem Job selbstverständlich nicht von Nachteil ist. Ost-West, Mann-Frau, Deutscher mit oder ohne Migrationshintergrund – im Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ wünschte sie sich damals: „Wir sind eine diverse Gesellschaft, das muss sich auch in den Redaktionen widerspiegeln.“ So wie in den „Tagesthemen“.