Mit voller Energie

von Redaktion

Tina Hassel will ZDF-Intendantin werden – im Falle einer Niederlage bleibt sie bei der ARD

VON STEFANIE THYSSEN

Tina Hassel will die erste Frau an der Spitze des ZDF werden. Am 2. Juli tritt sie bei der Wahl zum neuen Intendanten beziehungsweise zur neuen Intendantin in Mainz gegen den amtierenden Programmdirektor des Senders, Norbert Himmler (50), an. Es geht um die Nachfolge von Thomas Bellut (66), der im März nächsten Jahres nach dann zehn Jahren im Amt als Intendant aufhört. Bis die Entscheidung gefallen ist, steht Hassel weiterhin für die ARD nicht nur vor der Kamera, etwa im „Bericht aus Berlin“, sie bleibt auch Leiterin des Hauptstadtstudios.

Für die 57-jährige Journalistin kein Konflikt, wie sie auf Anfrage unserer Zeitung erklärt. „Selbstverständlich arbeite ich als Leiterin und Chefredakteurin des ARD-Hauptstadtstudios mit voller Energie weiter“, so Hassel, gebürtige Kölnerin, verheiratet und Mutter von drei Kindern. „Wir kommen zum Ende der Legislaturperiode. Der heiße Wahlkampf beginnt. Und zwar ein besonders spannender, weil Angela Merkel nicht mehr antritt und die Karten neu gemischt werden.“ Da gebe es für politische Journalisten kaum einen besseren Platz: „Außerdem sind wir mitten im crossmedialen Umbau des ARD-Hauptstadtstudios, den ich leidenschaftlich vorantreibe.“

Und für den Fall, dass sie im Kampf um den Chefposten beim öffentlich-rechtlichen Konkurrenten den Kürzeren zieht? Was macht sie dann – weiter wie bisher? „Sollte ich nicht genommen werden, bleibe ich mit voller journalistischer Power in Berlin und berichte von einer spannenden Wahl und einer Regierungsbildung, die die Weichen für unser Land stellen wird.“ Insofern sehe sie das „recht entspannt“ und habe nichts zu verlieren. „Ich sehe meine Bewerbung beim ZDF als einen Wettbewerb der besten Ideen und Konzepte für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ein starkes ZDF der Zukunft.“

Hassel ist als Leiterin des Hauptstadtstudios (als Nachfolgerin von Ulrich Deppendorf) die erste Frau auf diesem Posten, zuvor hatte sich die Journalistin, die fließend Französisch spricht, als Korrespondentin in Paris (1994–1999) und als Leiterin des ARD-Studios in Washington (2012–2015) profiliert. Zwischen 2001 und 2012 moderierte sie den „Weltspiegel“. Ihr Vertrag bei der ARD ist, wie üblich, zeitlich befristet und läuft zunächst bis Sommer nächsten Jahres, „kann aber erneut verlängert werden“, wie Hassel betont.

So oder so bleibt sie den Zuschauerinnen und Zuschauern – ganz gleich, ob in der ARD oder im ZDF – wohl erhalten. Und das kann man angesichts der ansonsten so ausgeprägten Abwanderungstendenz zu den Privaten (Jan Hofer, Linda Zervakis, Pinar Atalay) und Hassels Kompetenz durchaus mal als gute Nachricht nehmen.

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