Anfang des Jahres war Fernsehjournalistin Maria von Welser noch guter Dinge. Sie hatte der Corona-Krise viel berufliches und ehrenamtliches Engagement entgegengesetzt und sich über die Zeit mit ihrer Familie gefreut. Doch ein Kontrolltermin nach Gehirntumoroperationen im Jahr 2017 brachte im März dieses Jahres die Schockdiagnose. „Es sind zwei neue Tumore im Kopf entdeckt worden“, sagt von Welser kurz vor ihrem 75. Geburtstag an diesem Samstag. Beide Tumore seien bereits im April operiert worden, „und ich habe diesmal die Operation wesentlich besser weggesteckt“. Ihren Geburtstag feiert die gebürtige Münchnerin, die in dritter Ehe verheiratet ist, mit ihrem Mann, ihren beiden Söhnen und ihren Enkelkindern auf Ibiza, wo sie ein Haus hat. Wenige Tage später startet dann in Hamburg die Bestrahlung.
An ihren Lebensplänen sollen die neuen Tumore nichts ändern, sagt von Welser. „Selbst, wenn ich wüsste, dass ich morgen sterbe, würde ich immer versuchen, mein ganz normales Leben weiterzuführen.“ Dazu gehöre derzeit auch der Lehrauftrag für Philosophie an der Universität Paderborn.
Vor ihrem Ruhestand hatte die Journalistin in der Medienlandschaft viele Spuren hinterlassen. Nach Studium, Volontariat und Redakteurstätigkeit bei unserer Zeitung zog es sie zum BR und schließlich zum ZDF. Dort entwickelte und moderierte sie „ML Mona Lisa“, das erste Frauenjournal im deutschen Fernsehen. Schon damals reiste sie für Reportagen ins Ausland. 1996 erhielt sie für ihre Berichte vom Bosnienkrieg und ihren journalistischen Einsatz gegen die Kriegsverbrechen an den Frauen das Bundesverdienstkreuz.
Nach drei Jahren als ZDF-Studioleiterin in London wurde Maria von Welser 2003 schließlich Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg. Doch ihr liebster Job sei ihr letzter gewesen, sagt sie. „Als Journalistin und Reporterin war ich am glücklichsten in der Schlussphase meiner Direktorentätigkeit.“ Im Jahr 2010 habe sie für zwei Monate Urlaubsvertretung im Studio in Tokio gemacht und habe es geschafft, „jeden Tag ein Stück für irgendein Programm zu produzieren. Filme machen, texten, Leute fragen, Themen sehen – das war so mein Ding.“
Auch in ihrem „dritten Leben“, wie sie ihren Ruhestand nennt, kann Maria von Welser ohne das Schreiben nicht sein. „Ich bin ein schreibender Mensch. Auch, wenn ich Radio und Fernsehen und unzählige Live-Sendungen und Dokumentationen gemacht habe. Es geht immer wieder auf das Schreiben zurück. Wenn ich schreiben darf, dann bin ich glücklich.“
Obwohl sie seit vielen Jahren in Hamburg lebt, ist Bayern ihre Heimat geblieben: „Ich bin im tiefsten Herzen Oberlandlerin. Ich bin in den bayerischen Bergen groß geworden. Das legt man nicht ab.“ Sie hege aber auch eine Liebe für Hamburg. „Diese Stadt hat mich mit offenen Armen aufgenommen.“