Carmen Nebel geht, Sabine Heinrich kommt – „die Frisur bleibt“. So scherzte die neue Frau für den Samstagabend im ZDF, als bekannt wurde, dass die 44-Jährige den Sendeplatz der Moderatorin übernimmt, die heuer in TV-Rente gegangen ist. Humor hat Sabine Heinrich also schon mal. Und große Lust auf „Das große Deutschland-Quiz“, das sie ab diesem Wochenende im Zweiten präsentiert. Wir sprachen mit der Wahl-Kölnerin über Solidarität unter Frauen in der Fernsehbranche, Vorbilder und das heimelige Gefühl, am Samstagabend vor dem Bildschirm zu sitzen.
„Und es gibt sie doch, diese MODERATORINNEN!“, schrieb Carolin Kebekus auf Instagram, als bekannt wurde, dass Sie die Neue für den Samstagabend im ZDF sind. Ist die Solidarität unter Frauen in der Medienbranche ausgeprägter als unter Männern?
Ich kann nicht beurteilen, ob sie ausgeprägter ist. In diesem Fall ist es so, dass Carolin Kebekus und ich befreundet sind und sie sich einfach sehr mit mir gefreut hat. Ich habe aber auch von anderen Kolleginnen viel Zuspruch bekommen und schreibe selbst auch Nachrichten, wenn ich sehe, dass zum Beispiel Katrin Bauerfeind grad etwas Cooles im Fernsehen macht. Also, ja, ich würde schon sagen, dass es eine Solidarität unter uns Frauen gibt.
Meinen Sie, Männer schreiben sich auch? Ich kann mich an keinen Tweet erinnern, in dem – als Beispiel – Alexander Bommes sich mit Matthias Opdenhövel über dessen neuen Job bei Pro Sieben freut.
(Lacht.) Wir wissen nicht, was die zwei sich privat schreibe… Mich haben aber auch Männer angerufen und gratuliert. Eckart von Hirschhausen zum Beispiel. Und neulich traf ich Johannes B. Kerner, und wir haben uns sehr nett unterhalten.
Ist es für Sie persönlich überhaupt so ein Politikum, dass eine Frau ein Quiz moderiert?
Ich bin schon der Meinung, dass es ausgeglichen sein muss. Ich schau’ ja auch fern und freue mich, wenn ich sonntags Anne Will sehe. Oder Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Das finde ich erfreulich, stelle aber gleichzeitig fest, dass in den meisten Quizshows Männer moderieren. Überall Typen! Da denke ich mir: Was ist da los? Ich finde, Frauen müssen sichtbarer werden, das Fernsehen muss überhaupt diverser werden. Und da meine ich nicht nur das Geschlecht. Die komplette Vielfalt zu zeigen, ist auch unsere Aufgabe.
Stellen Sie uns Ihr „Deutschland-Quiz“ kurz vor!
Bei uns treten prominente Rategäste für ihre Heimat an. Also für den Norden, den Osten, den Westen und den Süden Deutschlands. Wir schauen uns die verschiedenen Regionen an und stellen dazu Fragen. Was mir daran so gefällt: Ich merke schon bei der Vorbereitung auf die Sendung, wie die Fragen mich inspirieren und wie ich immer wieder etwas Neues lerne, selbst über meine Heimat Nordrhein-Westfalen. Ich möchte jetzt zum Beispiel unbedingt mal Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern machen, da gibt es wirklich wunderschöne Orte. Diese Inspiration würde ich mir auch für die Zuschauer wünschen.
Haben Sie aus der langen Geschichte der Samstagabendshow im Fernsehen Vorbilder? Kulenkampff, Carrell?
Also für die bin ich ja wohl zu klein. (Lacht.) Ich bin 44, Jahrgang 1976. Als die auf Sendung waren, war ich kaum auf der Welt.
Gibt es Kollegen, die Sie inspirieren?
Da könnte ich mir einen ganzen Tisch zusammenstellen. Ich mag zum Beispiel die Beinfreiheit, die Johannes B. Kerner hat. Ich mag die Unerschrockenheit von Barbara Schöneberger. Ich mag das Unaufgeregte von Alexander Bommes. Und bei Eckart von Hirschhausen mag ich, dass er den Eindruck vermittelt, als wüsste er wirklich alles, und dabei einen Schalk im Nacken hat. Aber ich persönlich habe mir vorgenommen, bei meiner Show auch bei mir zu bleiben. Das ist wichtig, glaube ich. Ich kann und will mir auf die Schnelle jetzt nicht noch einen anderen Charakter draufschaffen.
In Nordrhein-Westfalen kennt Sie jeder, vor allem aus dem Radio. In Bayern ist das anders …
Ich habe vor einigen Jahren ein Buch geschrieben und in München eine Lesung gemacht. Sechs Leute waren am Ende da – und die kamen alle ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. (Lacht.) Ich freue mich also jetzt, dass ich übers ZDF neue Zuschauer kennenlerne.
INTERVIEW: Stefanie Thyssen.