Als Oberschwester Ingrid war sie die (wenn auch manchmal strenge) Seele der Sachsenklinik – Jutta Kammann. Von 1998 an gehörte sie 16 Jahre und 660 Folgen lang zur Truppe der ARD-Serie „In aller Freundschaft“. Im Jahr 2014 stieg sie aus, kommt aber seitdem regelmäßig als Gast zurück. In der Folge heute um 21 Uhr steht ihr Comeback in der Klinik wieder im Drehbuch. Die 77-Jährige, die seit einigen Jahren im Augustinum in München lebt, hat – diesmal als Patientin – einen Termin bei Dr. Philipp Brentano (Thomas Koch).
„Einmal im Jahr schreibt die Produktionsfirma Saxonia ein schönes Drehbuch für mich“, erzählt die Schauspielerin. „Eigentlich sollte es im November letzten Jahres wieder losgehen, wegen Corona wurde aber erst im Februar gedreht.“ Die Freude beim Wiedersehen sei riesig gewesen. „Ich wurde begrüßt mit ,Mein Gott, wie schön, dass du wieder da bist!‘“, erinnert sie sich und lacht. „Das hörte ich von allen – ohne Ausnahme. Da kommt ein ganz warmes Gefühl rüber.“ Was ihr auch für einen kurzen Gastauftritt wichtig ist: „Die Rolle der Ingrid ist wirklich gut geschrieben, und sie hat Facetten. Einmal darf Ingrid Gefühle zeigen und hat sogar selbst Angst. Dann hatte ich unter anderem eine lustige Szene, die der Regisseur sehr hübsch inszeniert hat und die sehr humorvoll rüberkommt. Ich durfte mich spielerisch also sehr verwirklichen.“
Mit Arztbesuchen und Krankenhäusern hat Jutta Kammann, die auf der Straße noch immer auf „In aller Freundschaft“ angesprochen wird, auch im echten Leben zu tun. „2009 bekam ich die Diagnose Makuladegeneration“, erzählt sie. Eine Augenkrankheit. Das sei auch der Grund, warum sie sich für ein Leben in der Seniorenresidenz entschieden habe. „Die Krankheit ist nicht heilbar, sie ist fortschreitend, und man weiß nie, wie sie sich entwickelt.“ Und da sie komplett alleine sei, ohne Kinder und ohne Angehörige (ihr Mann, der 30 Jahre ältere Regisseur Wilhelm Semmelroth, starb 1992), wollte sie für den Fall vorsorgen, dass sie mangels Sehkraft nicht mehr allein zurechtkommt.
Kammann ließ und lässt sich durch die Krankheit aber nicht allzu sehr beeindrucken, scheint es. Sie lebt ihr Leben, freut sich über die gelegentlichen Besuche in der Fensehklinik und darüber, dass ihre Autobiografie „Rothaarig und wild entschlossen“ gerade in der zweiten Auflage erschienen ist. „Ich bin ein durch und durch positiver Mensch“, sagt sie: „Das ist ein gutes Wesen, welches der liebe Gott mir mitgegeben hat.“