Sie solle doch „rasende Reporterin“ werden, riet man ihr schon in der Schule. Jana Pareigis nahm es sich zu Herzen. Nach Politik- und Afrikanistikstudium arbeitete die gebürtige Hamburgerin zunächst für N 24 und die Deutsche Welle, seit 2014 ist sie beim ZDF. Heute präsentiert die 40-Jährige als Nachfolgerin von Petra Gerster erstmals die „heute“-Nachrichten um 19 Uhr. Ein Gespräch, das auf Wunsch der Journalistin mit Gendersternchen wiedergegeben wird.
Sind Sie aufgeregt?
Ich habe natürlich großen Respekt vor der Aufgabe, aber ich bin nicht aufgeregt. Das ist ein Gefühl, das einen davon abhält, den Moment zu genießen. Und genau das habe ich mir fest vorgenommen. Ich will den Moment genießen.
Sie müssen Nachrichten so sachlich wie möglich präsentieren – was bewegt Sie selbst am meisten?
Auf der menschlichen Ebene fast alle Schicksale, über die wir berichten, aktuell aus den Gebieten, die vom Hochwasser betroffen waren und sind. Aber als Journalistin habe ich eine andere Rolle. Da geht es darum, Informationen zu vermitteln. Wenn ich raus bin aus dem Studio, kann es natürlich schon passieren, dass ich erst einmal tief durchatmen muss.
Die Öffentlich-Rechtlichen haben ein großes Publikum, gerade bei den Nachrichtensendungen. Es gibt aber auch Kritik, manche halten ARD und ZDF für eine Art „Regierungsfunk“…
Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Ich finde es wichtig, dass wir als Sender und ich als Journalistin unsere Arbeit hinterfragen. Und das tun wir auch. Wir überlegen immer, welche Stimme wir noch brauchen, um ein ausgewogenes Bild zu liefern. Ich glaube, die Menschen schätzen verlässliche Informationen, gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie, wo sich so viele Verschwörungsmythen verbreiten.
Sie haben einen Migrationshintergrund, Ihr biologischer Vater stammt aus Simbabwe, welche Erfahrungen machen Sie damit in Ihrer Branche?
Sie meinen Rassismus?
Ja.
Sagen wir so: Menschen aus Einwandererfamilien sind immer noch unterrepräsentiert in den Medien. Ich sehe da Parallelen zu den Zeiten, als es um Frauen vor der Kamera ging. Zur Frage des Sexismus haben sich Petra Gerster oder auch Wibke Bruhns ja ausführlich geäußert. Das Verhältnis von Frauen und Männern in den Redaktionen hat sich schon sehr verbessert, aber wenn es um Journalist*innen aus Einwandererfamilien geht, ist noch Luft nach oben. Auch wenn das ZDF da einiges tut in Sachen Diversität.
Und wie reagiert Ihr Publikum auf Sie?
Es gibt Briefe und Mails, in denen ich rassistisch oder sexistisch beschimpft werde. Inhaltliche Kritik muss man aushalten als Moderatorin, aber Rassismus ist keine inhaltliche Kritik. Das ist nicht akzeptabel, und dagegen gehen der Sender und ich gegebenenfalls auch juristisch vor. Aber die weitaus meisten Zuschriften sind positiv.
Die Frage ist ja fast rhetorisch. Werden Sie wie Ihre Vorgängerin Petra Gerster auch in der Sendung konsequent gendern?
Ja, das werde ich übernehmen. Ich will als Nachrichtenmoderatorin ja alle Menschen ansprechen.
Man könnte ja auch Zuschauerinnen und Zuschauer sagen…
Ja, aber das macht einen Satz nicht kürzer und leichter verständlich. Und das Schöne am Gendersternchen ist ja, dass man alle einschließt, nicht nur Männer und Frauen. Deswegen finde ich das wichtig, aber das muss jede Moderatorin und jeder Moderator für sich entscheiden. Es gibt ja auch neutrale Formen wie „Pflegekräfte“. Ich finde, wir in den Medien haben eine Verantwortung, sehr bewusst mit Sprache umzugehen und niemanden auszugrenzen.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.