Die RTL-Mediengruppe übernimmt die deutschen Magazingeschäfte und -marken des Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr. Der Abschluss des Deals in Höhe von 230 Millionen Euro ist für den 1. Januar 2022 vorgesehen, wie die RTL Group am Freitag in Luxemburg mitteilte. Die Übernahme des Kerngeschäfts von Gruner + Jahr vereinbarten die RTL-Gruppe und der Konzern Bertelsmann, zu dem der Verlag gehört.
Gruner + Jahr ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen des Bertelsmann-Konzerns. Zum Verlag zählen Titel wie „Stern“, „Geo“, „Brigitte“, „Essen & Trinken“, „Schöner Wohnen“ und „Gala“. 2020 lag der Umsatz des Konzerns bei rund 1,14 Milliarden Euro.
Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe sprach von einer Zusammenführung, man wolle einen crossmedialen „Champion“ schaffen. Wie dieser aufgebaut ist, soll in den kommenden Monaten festgelegt werden. Zusammengerechnet wären beide Einheiten 2020 auf einen Umsatz von 2,63 Milliarden Euro gekommen.
Rabe betonte, dass es sich bei der Zusammenführung nicht um ein Kosten-, sondern ein Wachstumsprogramm handele. „Es entsteht ein journalistisches Powerhouse mit der Inhalte-Kompetenz von mehr als 1500 Journalistinnen und Journalisten“, sagte Rabe. Durch die Zusammenführung könnten beide Seiten ihr Potenzial besser ausschöpfen. In crossmedialen Redaktionen sollen zum Beispiel exklusive Inhalte wie Dokumentationen entstehen. Das Ziel ist, Recherchen über mehrere Mediengattungen auszuspielen. Es wird voraussichtlich übergreifende Ressorts geben, die Identität der einzelnen Marken soll erhalten bleiben. Jährlich könnten perspektivisch Synergien von rund 100 Millionen Euro erzielt werden, die mehrheitlich umsatz-, also wachstumsgetrieben sind.
RTL übernimmt allerdings nicht alle Geschäfte des Hamburger Verlags. So bleiben bei Bertelsmann etwa die 25-Prozent-Beteiligung an der „Spiegel“-Gruppe und die Beteiligung an der DDV Mediengruppe, zu der die „Sächsische Zeitung“ gehört.
Rabe zufolge bleibt Hamburg Sitz von Gruner + Jahr. Es werde künftig eine Gruner + Jahr Deutschland GmbH geben, auf die die Kerngeschäfte übertragen werden. Rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Hamburg und den übrigen aktuellen Standorten sitzen, darunter 800 Journalisten. Große Umzugsaktionen seien nicht geplant. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) forderte von der RTL Group, dass nach der Übernahme von Gruner + Jahr die journalistischen Arbeitsplätze in Hamburg und Berlin und deren Tarifbindung erhalten bleiben. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) bei Verdi.
Zuletzt hatte sich Gruner + Jahr aus ausländischen Märkten wie Österreich und den Niederlanden zurückgezogen, um sich verstärkt auf den heimischen Markt zu konzentrieren.