Sie war die heimliche Heldin in der ARD-Serie „Mord mit Aussicht“. Klar, da waren mit Caroline Peters als Kommissarin und Bjarne Mädel als ihrem Kollegen noch zwei Schwergewichte dabei – aber Meike Droste hatte in der Rolle als Polizeimeisterin und später Polizeikommissarin Bärbel Schmied die Herzen der Zuschauer auf ihrer Seite. Von 2008 bis 2014 liefen die so schrägen wie lustigen Geschichten aus Hengasch im Ersten, inzwischen wird die Serie wie berichtet mit neuer Besetzung fortgesetzt.
Für Meike Droste ging es trotzdem gut weiter. Sie bekam ihre eigene Serie, wieder richtig gut, wenngleich auch nicht ganz so erfolgreich. In „Frau Temme sucht das Glück“ spielte sie sechs Folgen lang die Titelrolle als Carla Temme, eine Risikoanalystin in einer Versicherung, die immer wieder in skurrile Situationen gerät. Jetzt ist die 41-Jährige erneut in einer Hauptrolle zu sehen – und wieder kommt etwas ganz Zauberhaftes heraus. „Mich hat keiner gefragt“ ist ein Film, der im Rahmen des „Komödiensommers“ heute im ZDF ausgestrahlt wird.
Wie kommt es, dass die Produktionen mit ihr immer so gelungen sind? Hat sie ein besonders gutes Gespür für den richtigen Stoff? Oder ist es sie selbst, die am Ende den Unterschied macht? Meike Droste lacht ein bisschen verlegen, als man ihr die Frage stellt. „Vielen Dank“, sagt sie dann. Es gehöre sicher eine Portion Glück dazu. Aber bei ihrer Rollenauswahl schaue sie schon auch genau hin. Gleichwohl sei man beim Fernsehen – anders als beim Theater – stark abhängig von den Gewerken anderer. Regie, Schnitt, Musik, „da wird ja noch so viel gearbeitet, wenn wir Schauspieler längst nichts mehr mit dem Film zu tun haben“, so Droste. „Ich bin dann immer ganz gespannt, wie das Ergebnis geworden ist.“
In diesem Fall: eben ausgesprochen nett. Erzählt wird die Geschichte von Anna, einer Restauratorin, die als Single glücklich und gut durch ihr Leben geht. Der Titel „Mich hat keiner gefragt“ spielt darauf an, dass die Ehe für Anna nie ein Thema war. Einen Antrag hat sie – jedenfalls ihrer Erinnerung nach – nie bekommen, und sie selbst hat auch nie wirklich vom angeblich „schönsten Tag im Leben“ geträumt. Ganz anders ihre beste Freundin Daisy (Elena Uhlig), die an nichts anderes denken kann als an die Frage, die ihr Partner leider gar nicht stellen will. Und anders als Annas erwachsene Tochter Clara (Vita Tepel). Sie steht kurz vorm Gang zum Traualtar. Und plant und plant und plant. Welches Kleid? Welcher Schmuck? Und wird ihr Vater, ein Grieche, nun kommen, um sie in die Kirche zu führen, wie sie sich das wünscht? Der Termin steht immerhin schon. Der 8.8., eh klar. „Es soll alles perfekt werden“, sagt sie an einer Stelle. Und das meint sie – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter – ganz ernst. „Mir gefällt, dass dieser Film zwei Ebenen hat, die das Thema heiraten und alles, was damit zusammenhängt, unterschiedlich beleuchten“, sagt Meike Droste. „Die komödiantische, die eher im Verhältnis von Anna zu ihrer Tochter zum Tragen kommt, und die ernste im Verhältnis zwischen den beiden Freundinnen Anna und Daisy. „Das hat Tiefe, und diese Bandbreite mag ich“, so Droste.
Angenehm überraschend ist, dass die Tochter hier die Konservative ist, an Traditionen hängt und in gepflegter Spießigkeit lebt. Mama Anna ist die Unkonventionellere. Verkehrte Welt? Oder sind die heute 20-Jährigen bürgerlicher als ihre Eltern? „Ich würde sagen: Ja“, erklärt Meike Droste, die selbst mit ihren beiden Kindern in Berlin lebt und einige Jahre zum Ensemble des Münchner Residenztheaters gehörte. „Wenn ich in mein Umfeld schaue, stelle ich das schon fest. Es gibt eine Bewegung wieder hin zum Biedermeier.“
Sie finde das ganz wichtig, dass tradierte Rollenbilder aufgebrochen würden und alles hinterfragt werde. „Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass vielleicht gerade weil heute alles möglich ist, weil es so viele verschiedene Modelle gibt, wie man leben kann und möchte, eine große Orientierungslosigkeit herrscht.“
Meike Droste, die grundsätzlich nicht gern über Privates spricht, hat offenbar gefunden, was sie suchte. „Aber natürlich merke auch ich, wie schwer es ist, Familie und Beziehung und Beruf zusammenzukriegen. All diese verschiedenen Felder zu bestellen, empfinde ich als Herausforderung.“
Einer Herausforderung, der sie beruflich auf jeden Fall gewachsen ist. Man könnte sich vorstellen, dass die Geschichte von Anna, Clara, Daisy und den doch einigen Männern, die in ihrem (Film)-Leben eine Rolle spielen, fortgesetzt wird. „Darüber wurde mit mir nicht gesprochen“, lacht Meike Droste. Aber wenn das Buch stimmt – warum nicht? Die 41-Jährige wird schon die richtige Entscheidung treffen, wenn es so weit ist. STEFANIE THYSSEN
„Mich hat keiner gefragt“
läuft um 20.15 Uhr im ZDF.