Die Krawatte bleibt ab. Millionen Zuschauer waren dabei, als Jan Hofer im Dezember 2020 nach 35 Jahren seine letzte „Tagesschau“ im Ersten präsentierte – und zum Schluss der Sendung den Schlips abnahm. Gestern nun stellte Hofer seine neue TV-Heimat vor. Wie berichtet, moderiert er ab kommender Woche das Nachrichtenformat „RTL Direkt“ beim Kölner Privatsender. Und: Die Krawatte bleibt ab. „Sie war bei meinem Abschied von der ,Tagesschau‘ ein Symbol dafür, dass für mich eine Phase des Lebens zu Ende ist“, sagte der 71-Jährige bei der (digitalen) Pressekonferenz. Und nun breche eben eine neue an. Was Hofer an dieser neuen Aufgabe reizt und was die Zuschauer von „RTL Direkt“ erwarten können – hier alles Wichtige zusammengefasst.
Hofers Motivation
„Ich freue mich auf viel Zeit mit meiner Familie und auf ein schönes Gefühl von Freiheit“, hatte Jan Hofer im Gespräch mit unserer Zeitung nach seinem Abschied von der ARD erklärt. Was hat ihn bewogen, jetzt doch wieder einen Vollzeit-Job anzunehmen? Er habe nach relativ kurzen und knappen und wenigen Gesprächen mit Stephan Schmitter, dem Geschäftsführer von RTL News, festgestellt, „dass das passt“, so der Hamburger. Außerdem: „Wann hat man im Leben schon mal die Chance, etwas vollkommen Neues zu machen, etwas mit zu konzipieren, mitzugestalten und das als Moderator dann auch noch auf die Bühne zu bringen?“ Im Übrigen habe er nie gesagt, dass er in Rente gehe. „Ganz im Gegenteil. Ich habe das attraktivste Angebot, das mir gemacht wurde, angenommen. Und das war dieses hier.“ Ab Herbst wird Ex-„Tagesthemen“-Moderatorin Pinar Atalay die Sendung im Wechsel mit Hofer präsentieren.
Das Konzept der Sendung
„RTL Direkt“ läuft montags bis donnerstags um 22.15 Uhr für 20 Minuten und kommt in aller Regel live aus Berlin. Freitags gibt es keine Ausgabe, zum Wochenausklang sei das Bedürfnis nach Nachrichten nicht so groß wie an den übrigen Tagen, heißt es. Inhaltlich können sich die Zuschauer auf eine Mischung aus Nachrichten und Talk einstellen. Das Thema des Tages soll die Sendung bestimmen und mit einem Studiogast besprochen werden. Das kann ein Politiker sein, aber auch ein nicht prominenter Gast, etwa ein Fluthelfer oder ein Long-Covid-Patient. „Zum Schluss gehen wir versöhnlich mit einem positiven Element aus der Sendung raus“, so RTL. Als Beispiel wurden hier eine „bunte Nachricht“ genannt, oder ein satirischer Blick auf den Tag. „Wir möchten viel ausprobieren“, so RTL. Jan Hofer betonte, dass sich die Zuschauer über die Sozialen Netzwerke an der Sendung beteiligen können.
Die erste Ausgabe
Hier hat RTL gleich einen Coup gelandet: Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, kommt zur Premiere ins Studio. Das Thema werde sein: Was kostet grüne Politik? Hofer: „Wir möchten das erklären, das hinterfragen, was die Menschen im Lande nicht nur bewegt, sondern auch direkt betrifft.“
Das Studio
Natürlich kann auch RTL kein Nachrichtenstudio neu erfinden. Aber die Kulisse für „RTL Direkt“ (das Studio wurde eigens gebaut) ist schon großzügiger, weitläufiger als üblich, inklusive mehrerer LED-Wände, die mit Fotos und Filmen bespielt werden können. „Ich fühle mich wohl hier“, sagt Jan Hofer. Die Designer hätten ein Studio gebaut, das „großartig“ sei und der Idee der Sendung genau entspreche.
Was bedeutet„RTL Direkt“ für „Stern TV“ und „Extra“?
Die Magazine, die normalerweise um 22.15 Uhr bei RTL laufen, müssen Jan Hofer weichen und beginnen künftig später. Für den RTL-News-Chef Schmitter kein Problem – im Gegenteil. Es sei ein „optimaler Übergang. Ich glaube, dass es diesen Sendungen sehr guttun kann.“
Was treibt RTL an?
RTL habe ja schon ein sehr umfassendes Nachrichtenangebot, so Schmitter nicht ohne Stolz, man habe aber dennoch festgestellt: „Ein wichtiger Baustein fehlt.“ Nämlich eine Nachrichtenausgabe in der (späten) Primetime. Und die komme nun mit „RTL Direkt“, das eine „Nachrichtensendung wie keine andere“ sein soll. Kann man den Sendeplatz – die „Tagesthemen“ im Ersten laufen parallel – als Ansage an die ARD verstehen? „Wir haben erst mal auf uns geguckt“, so Schmitter. Fakt sei aber natürlich auch, „dass wir uns in einem gewissen Konkurrenzumfeld“ bewegen. „Die Kollegen machen einen tollen Job, wir versuchen, es ein bisschen anders zu machen.“
„RTL Direkt“,
läuft von Montag bis
Donnerstag um 22.15 Uhr.