Frauen leben gefährlich. Werden sie nach einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus eingeliefert, droht ihnen eine falsche Behandlung. Der Grund sind fehlerhafte Richtwerte. Wie hoch dieses Risiko für Frauen ist, zeigt die erste Folge der vierteiligen Reihe „Geschichte im Ersten: HERstory: Lebensgefahr“ von Julia Friedrichs. Auch das Autofahren ist für Frauen riskanter. Denn die üblichen Sicherheitsvorrichtungen schützen Fahrerinnen in Notsituationen nicht wirklich. Das Erste strahlt die erste Folge der Reihe am kommenden Montag um 22.50 Uhr aus.
Dokumentarfilmerin Friedrichs interviewt die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek. Sie habe als eine der Ersten in Deutschland nachgewiesen, wie hoch die Gefahr für Frauen sei, so die Autorin. Bei ihnen werde ein Infarkt seltener erkannt und häufig falsch behandelt. Wie man heute weiß, sei der Herzinfarkt keine reine Männerkrankheit, erklärt Regitz-Zagrosek. Frauen hätten nur andere Symptome. Selbst Medizinerinnen wüssten dies oft nicht, weil es nicht in ihren Lehrbüchern stehe. Außerdem riefen Frauen meist später einen Rettungswagen. Deshalb sei das Risiko zu sterben für sie bis heute größer als das der Männer.
Auch Autofahrerinnen tragen bei Unfällen ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Astrid Linder, Leiterin des schwedischen Verkehrssicherheit-Instituts, erforscht die Auswirkungen von Unfällen auf den menschlichen Körper. Frauen seien nach einem identischen Crash häufiger schwer verletzt oder tot, fand sie heraus. Ihr Risiko sei 17 Prozent höher als das der Männer. Denn es sei so: Die Normmaße für die Sitze berücksichtigten schlicht nicht die Physiognomie von Frauen.
Linder beschäftigt sich hauptsächlich mit Nackenverletzungen. Sie hat festgestellt, dass Frauen bei einem Auffahrunfall ein dreimal so hohes Risiko für ein Schleudertrauma haben. Ihre Forderung: Gurte und Nackenstützen sollten bei Crash-Tests auch mit einem weiblichen Dummy getestet werden. Sie konstruierte 2010 eine erste entsprechende Puppe. Auch der ADAC testet deshalb inzwischen mit „Misses Hybrid“ einen Dummy, der nach den Maßen einer Durchschnittsfrau angefertigt sein soll. Tatsächlich entsprächen dessen Proportionen aber eher einem „kleingerechneten Mann“, so Friedrichs.
Die dritte Interviewpartnerin ist die Herzchirurgin und Kunstherzspezialstin Dilek Gürsoy. Sie testet Kunstherzen, die für Menschen lebensrettend sein können. Im Film führt sie ein Organ vor, das derzeit weltweit implantiert wird. Für die meisten Frauen sei es allerdings zu groß, so die Chirurgin.
Insgesamt legt die Dokumentarfilmerin einen spannenden Beitrag vor, der Wissenslücken füllt und dazu beitragen kann, im Fall planbarer Operationen gezielter nachzufragen. Die weiteren Folgen der Reihe „HERstory“ sind für den 27.9., 4.10. und 11.10. jeweils montags um 23.35 Uhr vorgesehen.