„Bleiben Sie zuversichtlich“, sagt ihr neuer Kollege Ingo Zamperoni am Ende jeder Sendung, Vorgänger Thomas Roth verabschiedete sich stets mit „Kommen Sie gut durch die Nacht!“ Auf das Ritual eines eigenen Schlusssatzes wird die Neue bei den „Tagesthemen“ wohl verzichten. „Ich bin kein Freund von Floskeln“, stellt Aline Abboud gleich klar. „Ich glaube nicht, dass ich da irgendetwas einführen werde. Wenn dann spontan, oder wenn es gerade passt“, sagt die 33-Jährige, die an diesem Samstagabend um 23.30 Uhr Premiere bei der spätabendlichen ARD-Nachrichtensendung haben wird. Nach dem Weggang von Pinar Atalay zum Privatsender RTL rückt Abboud ins Moderatorenteam mit Zamperoni und Caren Miosga auf.
Abboud, Tochter eines Libanesen und einer Deutschen, wurde 1988, im Jahr vor der Wende, in Ost-Berlin geboren. Ihr Migrationshintergrund spielte nach eigenen Angaben auch bei der Berufswahl eine Rolle. „Ich wollte eigentlich immer Journalistin werden, um über den Nahen Osten zu berichten“, erzählt sie. „Deshalb habe ich auch Arabistik studiert. Aber ich hatte auch gemerkt, dass mir die Arbeit vor der Kamera Spaß macht.“
Mit dem Druck und der Gewissheit, dass Millionen ihr zuschauen werden, geht Abboud pragmatisch um: „Ich schaue einfach nur in ein schwarzes Loch im Teleprompter und habe das Gefühl, ich bin alleine und meine Oma guckt zu.“ Sie habe „in den letzten Jahren gelernt, entspannter vor der Kamera zu stehen“. Der Moderationsjob sei körperlich zugleich sehr anstrengend. „Nach jeder Schicht ist man k. o.“ Man müsse von einem auf den anderen Moment Präsenz zeigen: „Man ist auf Adrenalin und muss den Körper anknipsen. Und sich danach sozusagen wieder abschalten und sagen: Jetzt gehe ich ins Bett.“
Abboud kennt bereits die Arbeit für die Öffentlich-Rechtlichen, sie wechselt vom ZDF zur ARD. Beim Mainzer Sender hatte sie zuletzt die Nachrichtensendung „heute xpress“ präsentiert. Außerdem war sie Redakteurin bei „heute“ und als Reporterin für das „Auslandsjournal“ tätig. Auch für das digitale Netzwerk Funk von ARD und ZDF, das sich speziell an jüngere Leute richtet, arbeitete sie.
Auf die Frage, wofür sie mit ihrem neuen „Tagesthemen“-Job stehen möchte, sagte Abboud: „Viele junge Leute, die eine ähnliche Migrationsbiografie haben wie ich, schreiben mir, dass ich für sie ein Vorbild sei. Weil sie denken: ,Das kann ich dann auch schaffen.‘ Das freut mich.“ Sie hoffe zugleich, nicht nur Menschen mit Migrationsbiografie, sondern auch solchen, die eine Ost-West-Vergangenheit haben, Impulse zu geben. Sie sei libanesisch und ostdeutsch sozialisiert und ein Einheitskind: „Ich versuche, die Chancen und Perspektiven zu nutzen, um andere zu motivieren und Dinge voranzutreiben.“
Vorschusslorbeeren gibt es von Marcus Bornheim, Chefredakteur von ARD aktuell: „Sie bringt durch ihre Biografie die ostdeutsche Perspektive mit ein“, so Bornheim. Außerdem habe sie eine „große Expertise für den Nahen Osten“.