Der eine oder andere Hörer, die eine oder andere Hörerin wird irritiert an der Antenne gedreht oder diverse Regler betätigt haben. Kommt das Knistern aus dem Münchner Funkhaus oder ist mein Radio kaputt? Und dann diese außergewöhnliche Musik! Auch die Jury des Deutschen Radiopreises hat aufgemerkt und die Sendung „100 Jahre Radio – eine Zeitreise ins Jahr 1920“, die im Dezember vergangenen Jahres auf Bayern 1 zu hören war, am Donnerstagabend zur „Besten Sendung“ gekürt. Moderator Marcus Fahn nahm die Auszeichnung bei einer von Barbara Schöneberger moderierten Gala in Hamburg entgegen.
Anlass der Ausstrahlung dieser speziellen „Morningshow“ war das Jubiläum der Übertragung des ersten Rundfunkkonzertes in Deutschland. Conférencier Fahn habe die Hörerinnen und Hörer „mit auf eine faszinierende Reise“ genommen, so die Jury. Die Produktion sei „eine Hommage an die Bedeutung von virtuosem Sounddesign“. Der Klang in Radioproduktionen „wird hier angemessen wertgeschätzt“, heißt es weiter. „Schon allein durch Kleidung, Bärtchen und Pomade im Haar kriegt man gleich eine ganz andere Haltung“, wird Fahn zitiert: „Es hat unserem ganzen Team großen Spaß gemacht, mit dieser besonderen Sendung etwas ganz Neues auszuprobieren. Dass wir dafür jetzt noch den Deutschen Radiopreis gewonnen haben, freut uns natürlich riesig!“
Ihren emotionalsten Moment hatte die Gala bei der Verleihung des Sonderpreises des Beirates. Der ging an Radio Wuppertal. Ein kleines Privatradio, das in der Nacht der Hochwasserkatastrophe die Dringlichkeit des ausführlichen Informierens erkannte und auf Sendung blieb, bis auch das Notstromaggregat aufgegeben hatte. Die Begründung des Beirates sorgte für Gänsehaut. „Radio Wuppertal hat in dieser historischen Nacht gezeigt, was gutes Lokalradio ausmacht. Es war achtsam und fürsorglich. Es hat den Menschen vor Ort beigestanden. Hat gewarnt, informiert, geredet und getröstet“, sagte Valerie Weber, Vorsitzende der Audio-Programmkonferenz der ARD: „Dieser kleine Sender hat in dieser Nacht ganz groß performt. Und wenn er auch keine Keller trocken geschippt hat, so hat er doch den Menschen beigestanden.“
Die Trophäe für die beste Moderation erhielt Sümeyra Kaya von WDR Cosmo für ihren „offenen, kritischen und niemals belehrenden Blick“. Zum besten Podcast wurde „Zurück zum Thema“ von Ina Lebedjew und Stephan Ziegert (detektor FM) gewählt, das beste Interview führte Carmen Schmalfeldt von Radio Leverkusen. Den Preis für die beste Morgensendung durften Steffen Lukas und Claudia Switala für „Die Steffen Lukas Show“ (Radio PSR) mit nach Hause nehmen. Als beste Newcomerin wurde Moderatorin Gloria Grünwald für ihre Musiksendung „egoFM Netz am Freitag“ ausgezeichnet. Der Preis für die beste Reportage ging an die Journalisten Jens Schellhass und Tobias Nagorny von Bremen zwei für die authentische und berührende Reportage aus einem Altersheim, „Herrn Nickels Schuhe – Eine Reise ans Ende des Lebens“.
Das beste Informationsformat ist das junge Programm „N-Joy weltweit“ von Gina Thoneick und Carolin Wöhlert vom N-Joy-Radio des Norddeutschen Rundfunks, als beste Comedy überzeugte die Jury „Gottis Corona Tagebuch Liveticker“ von Martin „Gotti“ Gottschild und Jürgen König (radio eins vom RBB). Als beste Programmaktion wurde der Beitrag „Zusammen sind wir bunt – Anti-Rassismus-Woche bei Toggo Radio“ von Florian Federiconi ausgezeichnet.
Mehr als 50 Radiostationen hatten die Gala live übertragen. Zudem war sie im Internet und zeitversetzt im Fernsehen zu sehen. Auf der Bühne standen neben den britischen Popmusikern von Duran Duran unter anderen auch Johannes Oerding und Wincent Weiss, Zoe Wees, Revolverheld und Nathan Evans.