Willkommen im Zeitalter der Unschuldlosigkeit! „Niemand frühstückt mehr bei Tiffany oder glaubt noch an die große Liebe seines Lebens. Stattdessen frühstücken wir um 7 Uhr früh und versuchen, unsere Affären so schnell wie möglich zu vergessen.“ So startete sie, Carrie Bradshaws große Philosophie über das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit. Kurz: „Sex and the City“. Am 18. September 2001, vor genau 20 Jahren also, ging die Serie auch in Deutschland bei Pro Sieben auf Sendung. In den USA hatte sie da bereits seit drei Jahren für Diskussionen gesorgt.
Denn diese Carrie, unnachahmlich mit Leben gefüllt von der selbst mit Leidenschaft in New York lebenden Sarah Jessica Parker, nahm kein Blatt vor den Mund. Und ihre Freundin Samantha noch viel weniger. Kim Cattrall gab die blonde Businessfrau als männerverschlingenden Vamp. Voller Freude darüber, in den 2000ern in Manhattan leben zu können – denn: „Es ist das erste Mal in der Geschichte dieser Stadt, dass wir Frauen über genauso viel Macht und Geld verfügen wie die Männer. Obendrauf erlauben wir uns den Luxus, sie wie Sexobjekte zu behandeln.“
Zumindest für Samantha traf das voll und ganz zu. Da konnte es schon einmal zu unangenehmen Szenen im Wohnzimmer kommen, wenn Mama oder Papa genau in dem Moment ums Eck kamen, als auf dem Fernsehbildschirm Samantha gerade wahlweise einen neuen Vibrator testete oder einen Liebhaber unter der Dusche rasierte – nicht am Kinn wohlgemerkt. Widerlich? Die Jugend verderbend? Im Gegenteil, befanden die Macher, die sich in allen sechs Staffeln frei am Roman von Candace Bushnell orientierten. Diese Serie kämpfe für die Selbstbestimmung der Frauen. Tatsächlich muss man ihnen zugute halten, dass hier keine Mauerblümchen im Mittelpunkt standen, sondern selbstbewusste Ladys. Und dass auch vor peinlichen und unangenehmen Themen nicht Halt gemacht wurde. Der eigene Körper mit all seinen vermeintlichen Problemzonen, Sex, Älterwerden, auch Tod und Krisen wurden hier mit viel Witz und Originalität verhandelt. Eben all das, was Frauen ab der Pubertät beschäftigt. Allen voran natürlich das Thema: Männer.
Carrie und die zwei anderen Freundinnen der Vierer-Clique, Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis), hofften bei aller Abgeklärtheit doch immer noch darauf, irgendwann einem Mann über den Weg zu laufen, mit dem man mehr als nur ein paar Nächte oder Wochen verbringen kann. In Folge eins stellte Carrie die Frage aller Fragen: „Wie kann es sein, dass es so viele fabelhafte Single-Frauen gibt – aber so wenig fabelhafte Single-Männer?“ In 94 Folgen und zwei Kinofilmen hat sie versucht, Antworten zu finden. Immer noch sehenswert.