Im wahrsten Sinne geliefert

von Redaktion

INTERVIEW Schauspieler Bjarne Mädel über seine Rolle als Paketbote in einem sehenswerten ARD-Fernsehfilm

Wo Bjarne Mädel draufsteht, ist immer etwas Gutes drin. Ob der Schauspieler („Stromberg“, „Der Tatortreiniger“) einfach ein gutes Händchen für starke Rollen hat oder ob er die Figuren erst zu besonderen macht – es ist wohl eine Mischung aus beidem. In dem sehenswerten Film „Geliefert“, den die ARD heute um 20.15 Uhr zeigt, spielt der 53-jährige Hamburger einen Paketzusteller und alleinerziehenden Vater am Limit.

Ich wohne im vierten Stock, ohne Aufzug. Seit ich Ihren Film gesehen habe, gehe ich den Paketboten immer entgegen, wenn sie für uns etwas haben. Ich möchte ihnen den Alltag wenigstens etwas erleichtern.

Das ist sehr gut! Und ich freue mich, wenn der Film auch bei den ARD-Zuschauern etwas Ähnliches bewirken könnte.

Wie halten Sie es selbst mit dem Online-Bestellen?

Ich musste gar nicht so viel verändern, weil ich schon vor dem Film nicht so gern Sachen bei Lieferdiensten bestellt habe. Ich musste da also nicht umdenken. Aber mir ist durch den Film noch einmal klar geworden, wie anstrengend dieser Job ist. Und in den Monaten der Pandemie wurde und wird immer noch so viel bestellt wie nie zuvor! Das finde ich immer noch ein bisschen komisch.

Wieso komisch?

Komisch, weil ich gedacht – oder eher gehofft – hatte, dass es in dieser Zeit doch um das geht, was wirklich wichtig ist im Leben – Gesundheit. Familie. Freunde. Aber die Leute haben weiter konsumiert wie blöd. Und irgendwer muss das alles durch die Gegend fahren und vor allem ja auch schleppen. Ich finde sehr schön, dass unser Film den Fokus mal auf die Menschen legt, deren Rücken so viel aushalten müssen.

Im Film gibt es einen Kunden, der sich seinen Wein in die Wohnung liefern lässt – obwohl der Weinladen im Erdgeschoss des Hauses ist, in dem der Kunde wohnt.

Ein Irrsinn, oder?! Und der Typ denkt noch, er tut dem Boten einen Gefallen, nach dem Motto: Ich sichere deinen Job! Aber so etwas gibt es wirklich. Das System funktioniert ja auch nur, weil es Menschen wie diesen Kunden gibt, der glaubt, sein Rücken ist mehr wert als der des Kurierfahrers. Sonst könnte er sich seinen Wein ja auch selbst hochtragen. Das ist übrigens ein ganz grundsätzliches gesellschaftliches Problem bei uns: Dass manche Menschen glauben, sie seien mehr wert als andere, nur weil sie mehr Geld verdienen. Das finde ich hochproblematisch.

Sie haben eine echte Bandbreite an Emotionen zu spielen, erzählt wird ja auch noch vom innigen, aber auch schwierigen Verhältnis zwischen Volker und seinem Sohn. Würden Sie sagen, die Rolle war ein Geschenk für Sie – oder sind Sie das Geschenk für die Rolle?

Das wäre ja jetzt sehr eitel, wenn ich die Frage so beantworten würde. Es stimmt aber auch absolut nicht, das Buch war toll. Die Dialoge sind sehr glaubwürdig, das haben wir gleich bei der ersten Leseprobe gespürt. Also war diese Arbeit ein Geschenk. Und ich habe die Rolle auch sehr gern gespielt.

Der Autor und Regisseur Jan Fehse hat gesagt: „Dass ich mit ‚Geliefert‘ einem Helden aus unserer Mitte Beachtung schenken durfte, macht mich sehr glücklich.“ Was ist für Sie persönlich das Heldenhafte an Volker?

Ich will nicht zu viel verraten – aber dass er am Ende doch irgendwie aufrecht bleibt, ist für mich heldenhaft. Dass er weiterkämpft und nicht zerbricht. Das hat Größe.

Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.

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