Wie läuft es bei…

von Redaktion

… Linda Zervakis, Jan Hofer und Pinar Atalay nach ihrem Wechsel zu den Privaten? Unsere erste Bilanz

VON STEFANIE THYSSEN

Es ist ein bisschen wie im Fußball – wechselt ein prominenter Kicker den Verein, ist die Aufregung erst mal groß. Lohnt sich die Entscheidung für den Spieler? Kann der neue Verein profitieren? Leidet der alte unter dem Abgang? Alles Fragen, die unter Fans und Experten diskutiert werden. Ganz ähnlich geht es in der Fernsehbranche zu. Spektakulär ist es hier vor allem, wenn Aushängeschilder der öffentlich-rechtlichen Sender zur privaten Konkurrenz wechseln. So geschehen bei gleich drei Gesichtern der ARD – Linda Zervakis, Jan Hofer und Pinar Atalay. Wie sie sich bei ihren neuen Arbeitgebern schlagen? Wir ziehen eine erste Bilanz.

Linda Zervakis

Mutig, aber auch verständlich. Das war der Tenor in der Branche, als im April bekannt wurde, dass Linda Zervakis der „Tagesschau“ den Rücken kehrt, um bei Pro Sieben neu durchzustarten. Der Münchner Privatsender bot ihr – anders als die ARD – eine eigene journalistische Sendung an. Seit dem 13. September moderiert die 46-Jährige nun gemeinsam mit Matthias Opdenhövel das Magazin „Zervakis & Opdenhövel. Live“. Eine Mischung aus Talk und Beiträgen, die durchaus ihren Charme hat. Allein: Aus Quotensicht ist die Sendung, die zur besten Zeit um 20.15 Uhr läuft, ein einziges Drama. Den Tiefpunkt erreichte die Ausgabe am vergangenen Montag mit gerade einmal 390 000 Zuschauern. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum sank da auf 1,4 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen, die sogenannte Zielgruppe, lag er bei 3,7 Prozent. Die Folgen davor liefen auch nicht viel besser, pendelten sich etwa bei einer halben Million ein.

Wie lang der Atem ist, den sich alle Beteiligten beim Start verordnet haben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Zumindest über eine Verschiebung der Sendung in den späteren Abend dürfte man in der Zentrale in Unterföhring nachdenken.

Jan Hofer und Pinar Atalay

Als Jan Hofer im Dezember 2020 seine letzte „Tagesschau“ im Ersten präsentierte, gingen die meisten Beobachter davon aus, dass der 69-Jährige nun seinen Ruhestand genießt und viel Zeit mit Familie und Hobbys (Oldtimer!) verbringt. Doch weit gefehlt: Seit Mitte August ist Hofer Anchorman der neuen Nachrichtensendung „RTL Direkt“, die montags bis donnerstags um 22.15 Uhr läuft. Pinar Atalay moderiert seit Oktober mit ihm im Wechsel.

Die Quote des Formats ist mit 1,27 Millionen Zuschauern im Schnitt, sechs Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum und 8,2 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen eher durchwachsen. Das weiß man natürlich auch beim Sender. „Eine neue Sendung zu etablieren, ist ein Marathon und kein Sprint“, heißt es dazu auf Anfrage unserer Zeitung. Und weiter: „Es gab seit drei Jahrzehnten kein Nachrichtenformat mehr, das im Zeitslot um 22.15 Uhr neu gestartet wurde. Deshalb geht es zunächst einmal darum, die Verlässlichkeit für die Zuschauer herzustellen.“ Auf den bisherigen Quotenerfolgen wolle man aufbauen und die Sendung „kontinuierlich weiterentwickeln“. So weit, so gut. Das größere Problem der Sendung ist allerdings, dass sie in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle spielt. Oder haben Sie in der Kantine schon mal gehört: „Hast Du gestern Hofer gesehen?“

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