Erwachsene, die Kinderspiele spielen – das mag in der realen Welt zur Belustigung des Nachwuchses dienen. Doch in der neuen Netflix-Serie „Squid Game“ (deutsch: Tintenfischspiel) sind sie tödlicher Ernst. Der Streaming-dienst hat mit der südkoreanischen Miniserie ein Erfolgsformat geschaffen, von dem die Welt spricht. Doch warum? Was ist an „Squid Game“ so faszinierend?
Die Spielregeln sind schnell erklärt. In insgesamt sechs Runden sollen 456 Menschen gegeneinander antreten, und am Ende bekommt der Gewinner ein Preisgeld von 45,6 Milliarden Won (etwa 33 Millionen Euro). Eine stattliche Summe, die jeder der Teilnehmer dringend gebrauchen könnte. Denn sie alle haben eines gemeinsam – sie sind hoch verschuldet. Einer davon, genannt Spieler 456, bürgerlich Gi-Hun Seong, ist der Hauptprotagonist dieser Serie. Er lebt bei seiner Mutter und stört sich nicht daran, dass sie das Geld nach Hause bringt, um sich und ihren Sohn durchzubringen. Er hat mit dem hart Verdienten jedoch andere Pläne. Gi-Hun verspielt es auf der Pferderennbahn, rutscht immer tiefer in seine Sucht hinein.
Im Moment seiner größten Verzweiflung fordert ihn ein fremder Mann in einem U-Bahnhof zu einem Spiel heraus. Einem, in dem es für den Hauptprotagonisten und die übrigen Mitspieler ums nackte Überleben geht. Wer sich nicht an die Regeln hält oder verliert, stirbt. Innerhalb von nur wenigen Minuten spritzt auf den Bildschirmen so viel Blut, dass die Serie locker mit einem Quentin-Tarantino-Streifen mithalten könnte. Ob das gefällt, muss jeder selbst entscheiden. Was aber definitiv feststeht, ist, dass die Serie nicht nur pure Gewalt thematisiert, sondern auch gesellschaftskritische Themen und wie weit Menschen für Geld gehen.
Jemanden betrügen? Andere umbringen? Ja, all das ist Inhalt der Serie. Spannung, gepaart mit einem gewissen Gruselfaktor und sozialen Aspekten – der Macher von „Squid Game“, Hwang Dong-Hyuk, hat eine grandiose Reihe geschaffen, die mit 111 Millionen Zuschauern offiziell die erfolgreichste Serie von Netflix ist. Laut „Manager Magazin“ soll die Produktion dem Streamingriesen 900 Millionen Dollar in die Kasse spülen. Und auch andere verdienen kräftig an dem südkoreanischen Spektakel. Grüne Trainingsanzüge und weiße Slipper, wie sie die Spieler in „Squid Game“ tragen, finden weltweit reißenden Absatz. Der Sneaker-Hersteller Vans konnte seit Start der Serie einen Anstieg der Verkaufszahlen um 7800 Prozent verzeichnen.
Mittlerweile gibt es die Spiele der Serie sogar im realen Leben. Sie fanden bereits Mitte Oktober in Abu Dhabi statt. Beruhigender Unterschied: Die Teilnehmer sind dabei nicht gestorben. Allerdings gibt es auch hässliche Auswüchse. Eine belgische Schule berichtete auf Facebook davon, dass einige Schüler die Kinderspiele nachempfunden haben und die Verlierer verprügelt wurden. Vorkommnisse, die dem Hype um „Squid Game“ aber wahrscheinlich nichts anhaben werden.