Krimi ohne Fokus

von Redaktion

TATORT-KRITIK Der dritte Fall von Heike Makatsch tappt erzählerisch im Dunkeln

VON ASTRID KISTNER

Freiburg und der glücklose Einstand von Heike Makatsch als Kommissarin Ellen Berlinger im Breisgau waren gestern. Nun ermittelt die Schauspielerin zum zweiten Mal im „Tatort“ Mainz und hadert als kompetente Polizistin mit ihrer Unfähigkeit als Mutter. „Blind Date“, ein klassischer Krimi, will unbedingt auch Drama sein und verliert dabei den roten Faden.

Den hält eigentlich die blinde Rosa in der Hand. Auf ihrem allabendlichen Spaziergang wird die junge Studentin Ohrenzeugin eines Tankstellenüberfalls, bei dem ein Mitarbeiter erschossen wird. Sie hört die Stimmen des mörderischen Pärchens, nimmt den Geruch der beiden wahr, registriert die Flucht auf einer Geländemaschine – und genießt den Adrenalinrausch. Es ist der Hunger nach Leben, der Überdruss am Alltag, der die Zeugin mit den Tätern verbindet. Die verhängnisvolle Allianz, die Rosa (überzeugend gespielt von Henriette Nagel) mit den ebenso gelangweilten wie gefährlichen Wohlstandsstudenten (Anica Happich und Jan Bülow) eingeht, macht diesen Fall für Ellen Berlinger (Makatsch) und ihren Kollegen Rascher (Sebastian Blomberg) höchst undurchsichtig. Drehbuchautor Wolfgang Stauch konstruiert einen Fall, der seinen Reiz hat. Im Spannungsfeld der häuslichen Enge von Rosa und der grenzenlosen Freiheit der Studenten entsteht ein feines Spiel, von dem das Privatleben der Kommissarin leider immer wieder ablenkt. Der Vater ihrer kleinen Tochter ist aufgetaucht und schlägt vor, das Kind mit nach England zu nehmen. Ellen ist erleichtert, von ihren Gefühlen erschüttert und vom Selbstverständnis gepeinigt, eine Rabenmutter zu sein. Ein Dilemma, das als eigenständiges Drama funktioniert hätte, den Kriminalfall aber aus dem Fokus nimmt.

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