Drama um Freud

von Redaktion

Eine achtteilige ZDF-Neo-Serie erzählt sehr frei von den frühen Jahren des berühmten Psychoanalytikers

VON KATHARINA DOCKHORN

Mit einem Pendel hat Sigmund Freud (Robert Finster) die Haushälterin Leonore (Brigitte Kren) in Trance versetzt. Seit dem Tod ihrer Tochter, die sich als Siebenjährige von ihrer Hand losriss und von einer Kutsche erfasst wurde, hat sie kein Wort mehr gesprochen. Plötzlich schreit sie die Worte, die sie ihrer Tochter damals vergeblich hinterherrief. Doch Freud ist nicht zufrieden. Schließlich will er am folgenden Tag mit Leonore vor der skeptischen Ärzteschaft Wiens die neuen Methoden der Pariser Wissenschaft demonstrieren, die er selbst dort kennenlernte. Damit nichts schiefgeht, will er den Erfolg der Hypnose mit seiner Haushälterin vor Publikum nur nachspielen.

So beginnt die Mysteryserie „Freud“, die in das Jahr 1886 führt. ZDF Neo zeigt die von Marvin Kren nach einem Drehbuch von ihm selbst, Stefan Brunner und Benjamin Hessler inszenierten acht Teile an diesem Samstag ab 23.35 Uhr an einem Stück.

Wien wird von einer Mordserie erschüttert. Die Opfer sind meist junge Prostituierte, deren Geschlechtsorgane verstümmelt wurden. Als eines der Opfer noch lebend gefunden wird, bringt man es zu Freud. Noch ehe er sie hypnotisieren kann, um den Mörder zu identifizieren, stirbt sie in seiner Wohnung. Der junge Arzt sucht Zugang zur besseren Gesellschaft. Bei der Gräfin Sophia von Szapary (Anja Kling) nimmt er gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller Arthur Schnitzler (Noah Saavedra), an einer geheimnisvollen Séance teil. Hier lernt er das Medium Fleur Salome (Ella Rumpf) kennen, die von düsteren Visionen zu weiteren Opfern des Serienkillers geplagt wird.

Sigmund Freud verbrannte im Alter von 29 Jahren alle persönlichen Papiere, die frühen Jahre des weltbekannten Psychoanalytikers liegen bis heute weitgehend im Dunkel. „Sein Wille, den Biografen Rätsel aufzugeben, eröffnete uns die künstlerische Freiheit, seine frühen Jahre in einen Mystery-Thriller zu packen“, sagt Kren: „Ich wollte diesen jungen Mann als Kind seiner Zeit zeigen. Wir haben recherchiert, wen er liebte und wie die Beziehung zu seiner Mutter aussah. Nicht zuletzt musste er sich als Arzt jüdischen Glaubens in einer Stadt behaupten, in der der Antisemitismus blühte.“

Kren verpackt die beruflichen Anfänge Freuds in eine spannende Mischung aus Filmbiografie, Gesellschaftsporträt und Drama. Die Figur der Fleur Salome ist eine Mischung aus verschiedenen realen Frauen, darunter Alma Mahler-Werfel, die Freuds Leben beeinflussten oder von ihm beeinflusst wurden. Der Name ist eine Anspielung auf die Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salome, die Freuds Vorlesung in der Psychiatrischen Klinik über „Einzelne Kapitel aus der Lehre von der Psychoanalyse“ hörte und an seinen „Mittwochssitzungen“ und „Samstagskollegs“ teilnahm.

Die Atmosphäre der Filme ist geprägt vom Gegensatz zwischen schmuddeligen, dunklen und engen Gassen und den reich ausgestatteten Palästen des Adels, in denen der Glaube ans Okkulte blühte. Die Handlung von „Freud“ ist zudem hervorragend in die sozialen, ethnischen und religiösen Spannungen und Vorurteile im damaligen Wien eingebettet.

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