Die Macht von Social Media

von Redaktion

Heike Makatsch spielt die Hauptrolle im ARD-Film „Zero“ über einen alles beherrschenden Internetkonzern

VON CHRISTOF BOCK

Deutschland in einer nahen Zukunft. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander, Gewalt herrscht auf den Straßen. Krawalle, Plünderungen, brennende Autos zählen inzwischen zum Alltag. Da macht plötzlich ein verstörendes Video im Internet die Runde. Es zeigt den Bundesinnenminister und den Kanzleramtsminister bei einem Geheimtreffen mit einem mysteriösen Unbekannten in einer Tiefgarage. Chaos bricht aus. Hektisch zielen die Leute von der Security mit ihren Schusswaffen auf die mit einer Kamera bestückten Drohne und bringen sie schließlich zu Boden, wie Millionen im Internet verfolgen können. Zu der Aktion bekennt sich die Hackergruppe „Zero“. Und die ist mit ihrem Feldzug gegen die Mächtigen noch lange nicht fertig.

So beginnt der packende Thriller, den das Erste heute um 20.15 Uhr zeigt und der – wie die Gruppe – „Zero“ heißt. Heike Makatsch, gerade erst im Mainzer „Tatort“ zu sehen, spielt in der Verfilmung des Bestsellers von Marc Elsberg die Journalistin Cynthia Bonsant, die Mauscheleien zwischen höchsten Regierungskreisen und einem Social-Media-Konzern aufdeckt. Bonsant, alleinerziehende Mutter, ist eigentlich der Inbegriff der analogen Welt. Sie bewirbt sich noch auf Papier um Jobs, fährt einen französischen Oldtimer aus den Achtzigerjahren und beobachtet mit großem Argwohn, wie leichtsinnig ihre Tochter Viola (Luise Emilie Tschersich) die beliebte Social-Media-App Freemee ins Privatleben eingreifen lässt.Dann stirbt ein Freund Violas – die Technik hat ihn offensichtlich zu einer lebensgefährlichen Aktion überredet. Was hat Freemee-Chef Carl Montik (Sabin Tambrea) mit seinem Tod zu tun?

Ist das alles überhaupt Zukunft, ist es nicht eher schon Gegenwart? Diese Frage dürfte viele Zuschauer umtreiben, die diesen Film anschauen. Elsbergs Buch ist schließlich sieben Jahre alt. „Was ich in ,Zero‘ beschreibe, war zum Teil damals schon real, nur den Leuten nicht bewusst und hat sich inzwischen natürlich deutlich weiterentwickelt“, erläutert der Buchautor: „Deswegen hat der Drehbuchautor das Geschehen ein bisschen in die Jetztzeit geholt. Aber es ist aktueller denn je, welche Möglichkeiten soziale Medien hier haben und tatsächlich auch nutzen, um ihre User zu beeinflussen.“

Hauptdarstellerin Makatsch ist die Skepsis ihrer Figur Cynthia Bonsant nicht fremd. „Ich bin in Sachen Digitalisierung ein bisschen wie ein Dinosaurier, gleichzeitig bin ich aber auch wachsam, beziehungsweise kritisch“, sagt sie über ihr Verhältnis zu Social Media. Die Schauspielerin sieht sich an dieser Stelle auch als Mutter von drei Töchtern gefordert: „Mit drei heranwachsenden jungen Frauen im Haushalt ist es natürlich wichtig, da eine Haltung zu zeigen und aufzuklären. Am besten geht man mit gutem Beispiel voran.“ Der Sog sei gerade für junge Menschen, die dazugehören wollen, immens, erläutert die 50-Jährige. „Aber ähnlich wie mit anderen Suchtmitteln ist es auch in diesem Fall so, dass man ab einem gewissen Alter in die Navigationsmittel vertrauen muss, die man der heranwachsenden Generation mitgegeben hat. Sie wissen dann hoffentlich selbst, mit den Gefahren umzugehen. Bis dahin gibt’s halt Regeln, Verbote und natürlich immer Diskussionsbereitschaft.“

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